21.03.2013

WKK Heide als Schilddrüsenzentrum etabliert

Heide - Mit einem Schilddrüsenzentrum stellt sich das Westküstenklinikum Heide einer besonderen Herausforderung in der Medizin: Gleich drei Abteilungen des Hauses arbeiten eng zusammen, um für jeden Patienten die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. "Im Bereich der Behandlung von Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen verfügen wir über eine fachliche Expertise, die ansonsten in der Regel nur in Universitätskliniken oder erheblich größeren Krankenhäusern vorgehalten werden kann. Das hängt in erster Linie mit der Auswahl unserer Chef- und Fachärzte hier in Heide zusammen", erläutert WKK-Geschäftsführer Harald Stender.

Tatsächlich präsentiert sich die Schilddrüse als ein im Alltag wenig beachtetes Organ, das aber für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich sein kann, wenn es denn zu einer Über- oder Unterfunktion kommt. Dabei können der Fettstoffwechsel, das Herz-Kreislaufsystem und auch die Psyche des Patienten stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Insofern kommt einer umfangreichen Diagnostik große Bedeutung zu, die jedoch teilweise bereits von niedergelassenen Fach- und Hausärzten vorgenommen wird. In schweren Fällen oder wenn eine stationäre beziehungsweise nuklearmedizinische Behandlung nötig wird, kommt das Westküstenklinikum ins Spiel.

"Im Wesentlichen können wir die Schilddrüsenerkrankungen in vier Kategorien unterteilen: 1. Vergrößerungen, 2. Entzündungen, 3. fehlerhafte Funktionen und 4. Entwicklungsstörungen im Kindesalter", beschreibt Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Sixtus Keck, Chefarzt der Medizinischen Klinik, die grobe Unterteilung. Bekannt sind vor allem der auf Jodmangel zurück zu führende Kropf (Struma) und die Basedowsche Krankheit, die durch die scheinbar hervorquellenden Augen auffällig ist. Besonders schwierig ist die Diagnostik im Bereich der Entzündungen. Dabei kann es sowohl zur Unter-, als auch zur Überfunktion der Schilddrüse mit Auswirkungen auf die Bewegung und die Psyche kommen.

Für schwierige Fälle ist die "Endokrinologische Konferenz" gegründet worden, die das Herzstück des Schilddrüsenzentrums ausmacht. In regelmäßigen Abständen besprechen dort Vertreter der Medizinischen Klinik, der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie sowie des Instituts für Nuklearmedizin die schwierigsten Befunde und suchen gemeinsam nach der bestmöglichen Therapie.

Je nach Krankheitsbild wird die Therapie dann in einer der drei Abteilungen durchgeführt. Dabei kommt den Patienten an der Westküste zugute, dass in Heide ein eigenes nuklearmedizinisches Institut unter Leitung von Prof. Dr. Holger Schirrmeister, einem weiteren Experten auf dem Gebiet der Schilddrüsenerkrankungen, eingerichtet wurde. Sehr häufig werden hier zum Beispiel Radiojodtherapien durchgeführt. Prof. Schirrmeister: "Die Patienten müssen lediglich eine kleine Kapsel schlucken, die dann über die Blutbahn von den kranken Teilen der Schilddrüse aufgenommen wird. In den meisten Fällen kann mit einer Therapie eine Überfunktion der Schilddrüse geheilt werden." Auch einige bösartige Tumore lassen sich so in Ergänzung zur Operation mit sehr guten Heilungschancen behandeln.

Neben der medikamentösen oder nuklearmedizinischen Behandlung kommt auch den Operationen eine wachsende Bedeutung zu. "Wir führen jährlich mittlerweile bis zu 230 Operationen an Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Nebennieren durch", erklärt Dr. Marc Olaf Liedke, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie. Die Operateure kommen zum Beispiel bei Formen des Schilddrüsen-Krebses zum Zuge, wenn andere Optionen nicht infrage kommen. Ein weiteres Beispiel für eine Operation als erste Wahl ist ein großer Kropf, der bereits zu Schluckstörungen und Atemnot führt. Aber auch bei gutartigen Erkrankungen wie die Bildung von Adenomen (Drüsenwucherungen) oder Zysten (Hohlräumen) kann eine Operation die bestmögliche Therapieform darstellen.

Obwohl die Schilddrüse im gesunden Zustand nicht zu spüren ist, stellt sie ein lebensnotwendiges Organ dar, da das Schilddrüsenhormon, ebenso wie zum Beispiel Adrenalin und Cortisol, zu den lebenswichtigen Hormonen zählt. Die wohl bekannteste Fehlfunktion der Schilddüse, nämlich der Kropf, war in Norddeutschland über Jahrhunderte nahezu unbekannt, weil die Küstenbewohner durch das Essen von viel Fisch gegen Jodmangel und damit auch gegen die Struma geschützt waren. "Ich empfehle daher, dass jeder Mensch mindestens zweimal pro Woche Fisch isst. Die darin enthaltene Menge Jod ist ausreichend für den Bedarf des Körpers", rät Prof. Keck. Bei der Empfehlung von jodiertem Salz ist er vorsichtiger. Schließlich seien unsere Fertignahrungsmittel oft zu salzhaltig - und zuviel Salz schade dem Herz-Kreislaufsystem.

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse.