Dank einer Partnerschaft zwischen den Westküstenkliniken und den Universitätskliniken Schleswig-Holstein (UKSH) können an der Westküste Patienten mit schweren Herzerkrankungen auch chirurgisch behandelt werden. Jetzt ist die Partnerschaft 20 Jahre alt geworden.
Prof. Dr. Assad Haneya hat den Brustkorb des Patienten vor ihm auf dem Operationstisch geöffnet. Durch eine spezielle Brille schaut er konzentriert auf das Herz des Mannes, das gleich mehrere Bypässe erhalten soll. Dazu entnehmen zwei Kollegen von Prof. Haneya zeitgleich eine Arterie aus dem Unterarm des Patienten, die der Herzchirurg aus dem UKSH auf das Herz nähen wird, um die Blutzufuhr zu dem Organ zu verbessern.
Bypass-Operationen sind seit 20 Jahren Routine in den Westküstenkliniken in Heide. Jeden Mittwoch kommt ein Team an versierten Herzchirurgen und Cardiotechnikern des UKSH in Kiel an die Nordsee, um Patienten von der Westküste, die an schwersten Herzerkrankungen leiden, wohnortnah mit Bypässen oder Aortenklappen zu versorgen. Unterstützt werden sie dabei vom erfahrenen OP-Team, den Kardiologen und Anästhesisten sowie dem Pflegeteam der Intensivstation an den Westküstenkliniken.
Mittlerweile sind fast 800 Patientinnen und Patienten in Heide am offenen Herzen operiert worden. Die erste Patientin, eine 64-Jährige Frau, erhielt am 1. Dezember 1999 Bypässe mit vier Gefäßanschlüssen. Grund genug für den Chefarzt der Klinik für Kardiologie an den Westküstenkliniken, Prof. Dr. Patrick Diemert und den Klinikdirektor der Herz- und Gefäßchirurgie am UKSH in Kiel, Prof. Dr. Jochen Cremer, im Rahmen einer kleinen Feierstunde für das Team eine positive Bilanz der Zusammenarbeit zu ziehen.
„Als wir vor mehr als 20 Jahren die Anfrage aus Heide erhielten, hatten wir sofort zugesagt, weil wir hier gute Strukturen und versierte Mitarbeiter vorgefunden hatten“, erinnerte sich Prof. Dr. Cremer, der damals von Seiten des UKSH maßgeblich die Kooperation mit aufgebaut hatte und jetzt sehr zufrieden auf die nunmehr zwei Jahrzehnte der Zusammenarbeit zurückblickt.
„Wir haben bist jetzt in Heide knapp 800 Patienten mit Bypässen oder Aortenklappen versorgt und das mit sehr guten Ergebnissen“, bilanzierte Prof. Dr. Cremer und wies auf die unterdurchschnittliche Rate an Komplikationen hin. „Wir haben sehr gute Qualitätszahlen. Das ist ein Verdienst unserer versierten Operateure, aber auch der hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in den Westküstenkliniken.“
Anlass für die Partnerschaft war vor 20 Jahren ein Mangel an OP-Kapazitäten in der Herzchirurgie. Viele Norddeutsche Patienten mussten zu dieser Zeit noch im Ausland behandelt werden. Ferner erfolgte im WKK Heide zeitgleich die Einführung der Ballonaufweitungen von Herzkranzgefäßen. Um Mithilfe eines Katheters ein Herzkrankgefäß weiten zu dürfen, brauchten Kliniken damals einen Herzchirurgen im „Stand-By“ vor Ort. Mittlerweile sind Katheter-Untersuchungen rund um die Uhr in Heide Standard und die permanente Anwesenheit eines Herzchirurgen nicht mehr notwendig. Auch haben die Kathetereingriffe manche Operationen ersetzt. Dennoch muss auch heute noch bei besonders schweren Herzerkrankungen am offenen Herzen operiert werden.
„In diesen Fällen können wir dank der Partnerschaft mit der UKSH unseren Patienten hier an der Westküste eine wohnortnahe Versorgung auf universitärem Niveau anbieten“, betonte der Chefarzt für Kardiologie am WKK, Prof. Dr. Patrick Diemert.
Vor zwei Jahren wurde die Partnerschaft zwischen WKK und UKSH auch formell durch das Gesundheitsministerium bestätigt. Seit Dezember 2017 sind die Westküstenkliniken eine Betriebsstätte der UKSH für die Herzchirurgie.
„Die Anerkennung als Betriebsstätte war noch einmal ein wichtiger Schritt, für den wir und das UKSH sich ausdrücklich stark gemacht hatten, um das Angebot für unsere Patientinnen und Patienten an der Westküste zu erhalten“, so Prof. Patrick Diemert.
Der Kaufmännische Geschäftsführer der Westküstenkliniken, Dr. Bernward Schröder, unterstrich, dass die Zusammenarbeit zwischen Kliniken auch immer die Zusammenarbeit zwischen Menschen bedeutet und dankte daher besonders den Teams aus Medizin, Pflege und Cardiotechnik aus beiden Kliniken für die gute Zusammenarbeit und die hohe Behandlungsqualität.
10.12.2019