02.06.2010

Wenn der Schlaf zur Qual wird

Brunsbüttel - Atemstörungen beim Schlafen und krankhaftes Schnarchen sind nicht nur für die Lebenspartner eine Qual, auch die Betroffenen selbst leiden unter Müdigkeit und den oft weitaus schlimmeren Folgen der Atemaussetzer. Im Schlaflabor der Westküstenklinik Brunsbüttel kommen die Ärzte bereits seit Jahren den oft sehr individuellen Problemen auf die Spur. Jetzt hat die Klinik technisch noch einmal aufgerüstet und das Labor komplett mit neuer Technik im Wert von etwa 60.000 Euro ausgestattet. Neben einer neuen Rechnergeneration und entsprechender Software wurden vor allem hochmoderne Geräte zum Aufzeichnen wichtiger Körperfunktionen angeschafft.

"Mit der neuen Technik haben wir die Möglichkeiten der Datenerhebung und die Qualität der Aufzeichnungen deutlich verbessert", erläutert Dr. Klaus-Dieter Wolgast, Leitender Oberarzt in der Abteilung für Innere Medizin und zuständig für das Schlaflabor. "Auch für mehr Bequemlichkeit haben wir gesorgt. Durch kürzere Leitungen und drahtlose Datenübertragung sind unsere Patienten in ihrer Bewegung nicht mehr so eingeschränkt."

Grundsätzlich werden nachts neben den Hirnströmen, EKG, Atmung und neuerdings Blutdruck auch die muskulären Aktivitäten aufgezeichnet. Kamera und Mikrofon ergänzen die lückenlose Schlaf-Überwachung, für die jede Nacht eine eigene Pflegekraft zuständig ist. Aus den so gewonnen Daten ergibt sich ein detailliertes Bild der Ursache für Schlafprobleme und krankhafte Schnarchattacken.

Patienten, die unter den Symptomen leiden, werden zunächst vom Hausarzt zu einem Spezialisten geschickt, der die Zertifizierung zum Schlafapnoe-Screening besitzt. Reicht diese Untersuchung nicht aus, wird der Patient stationär in die Westküstenklinik aufgenommen, wo die Untersuchung im Schlaflabor stattfindet. Dazu steht Dr. Wolgast und seinen Kollegen eine kleine Abteilung mit vier Betten zur Verfügung. Die Messung findet in der Regel zwischen 22.00 und 6.00 Uhr statt. Hinzu kommen Schläfrigkeitstests am Tage und schließlich eine Besprechung mit den Patienten über das weitere Vorgehen.

Die häufigsten Diagnosen im Schlaflabor der Westküstenklinik Brunsbüttel, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom und obstruktives Schnarchen, entstehen durch eine übermäßige Erschlaffung der Muskulatur im oberen Rachenraum während des Schlafes. Dadurch steigt der Widerstand in den oberen Atemwegen oder es treten komplette Verschlüsse des Rachenraumes auf.
Die zur Abwehr von Sauerstoffmangel und erhöhter Atemanstrengung auftretenden "Weckreaktionen" führen zu einer erheblichen Belastung des Herz-Kreislauf-Systemes zu Zeiten, wo sich dieses System eigentlich erholen soll.

Dr. Wolgast rät davon ab, die Symptome unbehandelt zu lassen: "Permanent gestörter Schlaf erhöht das Risiko auf Herzinfarkt, Bluthochdruck und Schlag­anfall. Auch die Gefahr, durch die Übermüdung einen Unfall zu verursachen, ist nicht von der Hand zu weisen."

In den vergangenen Jahren hat sich das von den Fachgesellschaften zertifizierte Schlaflabor einen guten Ruf erarbeitet. Pro Jahr werden bis zu 800 nächtliche Untersuchungen durchgeführt, wobei ein Patient bis zu drei Nächte im Schlaflabor verbringt und gelegentlich zur Nachkontrolle überwiesen wird, um das Verlaufsgeschehen zu beobachten. Schwerpunktmäßig kommen die Patienten aus Dithmarschen und Steinburg, aber auch aus Hamburg und vom niedersächsischen Elbufer. Der Patient, der bislang die weiteste Anreise hatte, stammt aus Norwegen.

Seit 2006 ist das Schlaflabor der Westküstenklinik eine von der Ärztekammer Schleswig-Holstein anerkannte Weiterbildungsstätte für Ärzte, die die Zusatzbezeichnung Schlafmedizin erwerben möchten.

Dr. Klaus-Dieter Wolgast mit einem der inzwischen deutlich kleineren Überwachungsgeräte. (Foto: WKK/Kienitz)

Dr. Klaus-Dieter Wolgast mit einem der inzwischen deutlich kleineren Überwachungsgeräte. (Foto: WKK/Kienitz)

Dr. Klaus-Dieter Wolgast mit einem der inzwischen deutlich kleineren Überwachungsgeräte. (Foto: WKK/Kienitz)