Heide - "Wir brauchen dringend pfiffige Lösungen bei den Problemen der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und eine verlässliche, bundesweit einheitliche Finanzierung!" Unterstützung für diese Forderung fand Harald Stender, Geschäftsführer der Westküstenkliniken Brunsbüttel und Heide gGmbH, jetzt bei den SPD-Bundespolitikern Dr. Carola Reimann und Dr. Ernst Dieter Rossmann.
Anlässlich des Besuchs der beiden Sozialdemokraten in Heide erläuterte Stender die Vorzüge des Westküstenklinikums, hielt aber auch nicht mit den grundsätzlichen Problemen hinter dem Berg. Zum einen werde die Versorgung der Bevölkerung angesichts des demografischen Wandels und rückläufiger Ärztezahlen ständig schwieriger, zum anderen fehle es an einer verlässlichen Krankenhausfinanzierung mit moderaten Steigerungen und einheitlichen Basisfallwerten. Der WKK-Geschäftsführer machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die jüngsten Vorhaben der Bundesregierung, bei der gegenüber ersten richtigen Ansätzen in der vorigen Legislaturperiode wieder zurückgerudert werde.
Rossmann stimmte dieser Kritik zu und forderte, die Bundesregierung solle die Diskriminierung Schleswig-Holsteins bei den Fallpauschalen endlich beenden. "Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Rösler, die guten Konzepte von Ulla Schmidt in diesem Bereich nicht weiterzuverfolgen, sind für unsere Krankenhäuser ein schwerer Schlag. Auch dem WKK steht, wenn es bei Röslers Plänen bleibt, wohl sich auf mittlere Sicht eine Belastung in zweistelliger Millionenhöhe ins Haus", warnte der für das südliche Dithmarschen zuständige SPD-Abgeordnete.
Dr. Carola Reimann, Vorsitzende im Bundestagsausschuss für Gesundheit, ging im Gespräch vor allem auf den Ärztemangel ein. Sie forderte eine Alternative zum Numerus Clausus beim Medizinstudium und regte an, dass ländliche Regionen Stipendien an Medizinstudenten vergeben könnten - verbunden mit der Verpflichtung, dort auch eine Zeitlang zu arbeiten.
Bundespolitiker und Vertreter des Krankenhauses waren sich einig, dass Medizinische Versorgungszentren mit Ärzten als Teilhaber und angestellten Ärzten eine gute Teillösung des Problems darstellen. Ein Grund: In den MVZ sind familienfreundliche Arbeitszeiten leichter umzusetzen als beispielsweise in Einzelpraxen. Immerhin beträgt schon heute der Anteil an Frauen im Arztberuf - zumindest im WKK Heide - etwa 50 Prozent, Tendenz steigend. Damit wird auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einem wichtigen Thema.
Hinsichtlich der ambulanten Versorgung der Bevölkerung durch die Krankenhäuser verteidigte Stender die Vorstöße der Westküstenkliniken im Zusammenhang mit dem Paragraphen 116b des Sozialgesetzbuches V, der den Kliniken ambulante Behandlung in besonderen Fällen erlaubt. Der Krankenhauschef zeigte anhand der Krebspatienten auf, dass das WKK damit keineswegs im Wettbewerb mit niedergelassenen Ärzten der Region stehe. Tatsächlich gibt es im gesamten Kreis Dithmarschen keinen niedergelassenen Onkologen, der die Patienten entsprechend behandeln könnte.
Angesichts der jüngsten Regierungspläne, in der die Krankenhäuser wieder schlechter gestellt werden dürften, hoffen die beiden Politiker auf den Bundesrat, in dem die SPD zumindest eine "Verhinderungsmehrheit" habe. "Wir können mit vielen Problemen leben und sie lösen. Aber wir können nicht akzeptieren, dass die Grundlohnsumme sinkt und weniger Mitarbeiter noch mehr leisten müssen", sagte Stender und regte neue Aktionen der Betriebsräte gegen die geplanten Gesetze an.
03.09.2010
Gesundheitsversorgung: Pfiffige Lösungen gesucht

WKK-Geschäftsführer Harald Stender (li.) mit den Besuchern aus dem Bundestag, Dr. Carola Reimann und Dr. Ernst Dieter Rossmann. (Foto: Kienitz/WKK)

WKK-Geschäftsführer Harald Stender (li.) mit den Besuchern aus dem Bundestag, Dr. Carola Reimann und Dr. Ernst Dieter Rossmann. (Foto: Kienitz/WKK)

WKK-Geschäftsführer Harald Stender (li.) mit den Besuchern aus dem Bundestag, Dr. Carola Reimann und Dr. Ernst Dieter Rossmann. (Foto: Kienitz/WKK)