Heide - Mit klaren Forderungen an die Politik und deutlichen Bekenntnissen zu den beiden Dithmarscher Krankenhausstandorten zeigten sich Aufsichtsrat und Geschäftsführung des Westküstenklinikums beim Neujahrsempfang in Heide ausgesprochen kämpferisch. "Eine gut funktionierende Gesundheitsversorgung gehört zu den elementaren Grundbedürfnissen der Bevölkerung. Dafür müssen sich alle Entscheidungsträger im Kreis verantwortlich fühlen und entsprechend handeln", mahnte Landrat Dr. Jörn Klimant, Aufsichtsratsvorsitzender der Westküstenkliniken Brunsbüttel und Heide gGmbH.
In seiner Ansprache machte der Landrat deutlich, dass es einen beäng-stigenden Trend zum Rückzug der Gesundheitsversorgungssysteme aus der Fläche, also den ländlichen Regionen, gebe. Als Stichworte nannte er die Forderungen der städtischen Kassenfunktionäre nach Abbau der Notfallversorgung und Schließung von Krankenhäusern. "Wir erwarten von den politisch Verantwortlichen, dass sie diesen Tendenzen, die uns hier in Dithmarschen schaden, mit Entschiedenheit entgegen treten", sagte Dr. Klimant.
Um einer Fehlentwicklung entgegen zu treten, schlug der Landrat vor, ein kreisweites Konzept zur Schaffung attraktiver Standorte für Gemeinschaftspraxen und Medizinische Versorgungszentren zu schaffen. Außerdem regte er die Installation eines Dithmarscher "Frühwarnsystems Gesundheitswesen" an, das Alarm schlägt, wenn es zu einer Verschlechterung der Versorgung kommt.
Auf die Bedeutung des Westküstenklinikums für die gesamte schleswig-holsteinische Westküste wies Geschäftsführer Harald Stender hin: "Die Nachfrage nach unseren Leistungen ist ungebremst. Wir hatten noch nie so viele Patienten und so viele Mitarbeiter. Und auch der Ruf unserer leistungsfähigen Kliniken war noch nie so gut." Es gelte nun die mühsam geschaffene Position als drittgrößtes Klinikunternehmen in Schleswig-Holstein zu verteidigen. Unter allen Unternehmen im Land belege das WKK als größter Arbeitgeber Dithmarschens immerhin den elften Platz.
In seinem Rückblick beschäftigte sich der Geschäfstführer noch einmal mit den großen Bauprojekten des Klinikums. In den vergangenen zehn Jahren sind 120 Millionen Euro dafür investiert worden, 35 Millionen davon aus Eigenmitteln. "Und wenn Sie sich auf dem Gelände und vor allem in den Funktionsbereichen und auf den Stationen einmal umsehen, erkennen Sie leicht, dass sich die Investitionen gelohnt haben", sagte Stender.
Für die Zukunft sieht der WKK-Geschäftsführer jedoch "dunkelgrau" und sparte nicht mit Kritik an einzelnen Politikern. Die Rahmenbedingungen für Krankenhäuser, vor allem im ländlichen Raum, seien so schlecht wie nie zuvor. Er warf Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr vor, die gerade entwickelte Vernetzung der Krankenhäuser in der ambulanten Versorgung wieder zurück zu schrauben. Und. "Er verweigert den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein die gleichen Rahmenbedingungen wie Krankenhäusern im Süden der Republik."
Die Folgen der Bundesgesundheitspolitik werden nach Ansicht von Harald Stender besonders in Dithmarschen zu spüren sein:
1. Die ärztliche Versorgung wird sich verschlechtern, da die Zahl der Hausärzte zurückgeht.
2. Es wird immer schwieriger, Ärztenachwuchs in die Region zu bekommen.
3. Aufgrund der schlechten finanziellen Rahmenbedingungen müssen die Krankenhäuser weiter sparen; das geht auch zu Lasten der Patienten und des Personals.
Der WKK-Chef appellierte daher an die Gäste: "Wenn uns nicht bald geholfen wird, sind wir gezwungen, die Qualität der Versorgung herunterzufahren. Ich fordere daher alle, die in dieser Region Verantwortung tragen, dazu auf, sich mit aller Macht und deutlich hörbar für das größte Unternehmen an der Westküste und damit für die Versorgung der Patienten an den beiden Standorten Brunsbüttel und Heide einzusetzen."
Von Seiten des Westküstenklinikums sind bereits einige Maßnahmen in Angriff genommen worden, um die Qualität der Patientenversorgung aufrechterhalten zu können. Als Beispiele zählte Stender unter anderem die für dieses Jahr geplanten Bau- und Sanierungsmaßnahmen, die Verbesserung der Zentralen Patientenversorgung und Intensivstation in Brunsbüttel und die Intensivierung der Gespräche mit den Vertretern des Medizinischen Qualitätsnetzes Westküste, also den niedergelassenen Ärzten in Dithmarschen, auf.
Westküstenklinikum kämpft um den "Gesundheitsstandort Dithmarschen"

Mit Interesse verfolgten Vertreter aus Gesundheitswesen, Politik und Verwaltung die Ausführungen von Landrat Dr. Jörn Klimant und WKK-Geschäftsführer Harald Stender (1. Reihe v. li.): Kreispräsident Karsten Peters, der Vorsitzende des WKK-Fördervereins, Landrat a. D. Karl-Heinrich Buhse, die Landtagsabgeordneten Detlef Buder und Oliver Kumbartzky, Bernward Schröder, Kaufmännischer Direktor des WKK Heide, und Dr. Stefan Krüger, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes Westküste. (Foto: WKK / Kienitz)

Mit Interesse verfolgten Vertreter aus Gesundheitswesen, Politik und Verwaltung die Ausführungen von Landrat Dr. Jörn Klimant und WKK-Geschäftsführer Harald Stender (1. Reihe v. li.): Kreispräsident Karsten Peters, der Vorsitzende des WKK-Fördervereins, Landrat a. D. Karl-Heinrich Buhse, die Landtagsabgeordneten Detlef Buder und Oliver Kumbartzky, Bernward Schröder, Kaufmännischer Direktor des WKK Heide, und Dr. Stefan Krüger, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes Westküste. (Foto: WKK / Kienitz)

Mit Interesse verfolgten Vertreter aus Gesundheitswesen, Politik und Verwaltung die Ausführungen von Landrat Dr. Jörn Klimant und WKK-Geschäftsführer Harald Stender (1. Reihe v. li.): Kreispräsident Karsten Peters, der Vorsitzende des WKK-Fördervereins, Landrat a. D. Karl-Heinrich Buhse, die Landtagsabgeordneten Detlef Buder und Oliver Kumbartzky, Bernward Schröder, Kaufmännischer Direktor des WKK Heide, und Dr. Stefan Krüger, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes Westküste. (Foto: WKK / Kienitz)