11.03.2014

Wenn die Psyche dem Körper einen Streich spielt ...

Heide - Wenn eine Last auf der Seele liegt, kann es häufig auch zu körperlichen Beschwerden kommen. Diese Erfahrung haben die meisten Menschen gemacht, auch wenn das Leiden nicht immer gleich ärztlich behandelt werden muss. Die Auswirkungen können jedoch zur Belastung im Alltag mit erheblichen und schwerwiegenden Symptomen werden. Unerträgliche, aber medizinisch kaum begründbare Schmerzen im Kopf, im Unterleib oder am Rücken zählen dazu, ganz so, als ob die Psyche dem Körper einen Streich spielt.

Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am West-küstenklinikum will sich in Zukunft verstärkt um die Patienten kümmern, bei denen körperliches und psychisches Leid eng zusammenhängen. Dazu wird in den kommenden Monaten eine eigene psychosomatische Tagesklinik mit 15 Plätzen eingerichtet. Das WKK wird als eines von fünf Krankenhäusern vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein mit 1,1 Millionen Euro gefördert. Das Geld soll in erster Linie in den Bau eines neuen Gebäudes neben der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie fließen.

Über Kellerräume erfolgt eine Anbindung an das WKK Vitalis Therapie-zentrum. Das ist ganz bewusst so geplant. "Unser Konzept sieht nicht nur therapeutische Gespräche und Sitzungen, sondern auch ein hohes Maß Körpereinsatz vor. Durch eine individuell angesetzte Bewegungstherapie, aber auch durch Entspannungstherapie oder Therapie mit Tieren lernen die Patienten wieder ein entspanntes Körperbewusstsein. Das ist dann der erste Schritt zur Bekämpfung der Ursachen und Symptome", erläutert Chefarzt Dr. Thomas Birker.
Den Patienten zur Seite wird dann ein etwa zehnköpfiges Team aus Ärzten, Psychologen, Pflegekräften, Ergotherapeuten und Bewegungs-therapeuten stehen. Sie erarbeiten individuelle Behandlungspläne, die zeitlich nicht begrenzt sind und unter Umständen in der ebenfalls ge-planten Institutsambulanz fortgeführt werden können. Dr. Birker erwartet aber auch etwas: "Die Patienten müssen einiges zum Gelingen des The-rapieerfolges beisteuern. Wer nicht bereit ist, seine Einstellungen oder Lebensumstände, die für sein Leiden verantwortlich sind, zu ändern, dem können wir letztendlich auch nicht wirklich helfen."

Die psychiatrische Klinik wird - so sieht es das drei Jahre lang wissen-schaftlich begleitete Konzept vor - eng mit den somatischen Kliniken des Hauses kooperieren; dazu zählen zum Beispiel die Medizinische Klinik mit den Bereichen Onkologie und Kardiologie, zuweilen aber auch die chirurgischen Fächer. Allerdings sind auch Überweisungen durch einen Haus- oder Facharzt möglich. Das ist jedoch nur allgemein in die Psychiatrie möglich; die Klinik entscheidet dann, welche der Tagesklini-ken für den Patienten am besten geeignet ist.

Mit der Umsetzung des Konzepts folgt das Westküstenklinikum einem landesweiten Projekt, das eine Verlagerung der psychosomatischen Medizin in die Region vorsieht. Neben dem WKK dürfen auch Kranken-häuser in Flensburg, Lübeck, Bad Segeberg und Itzehoe entsprechende Tageskliniken einrichten. Zwar haben alle Kliniken auch bisher schon psychosomatische Patienten versorgt. Etliche sind dann jedoch für einen drei- bis vierwöchigen stationären Aufenthalt in eine Rehaklinik überwie-sen worden. Das sei zum einen teuer, zum anderen aufgrund seines geringen zeitlichen Rahmens nur bei leichteren Fällen erfolgreich, meint Dr. Birker. "Wir durchleuchten gemeinsam mit dem Patienten nicht nur dessen Familienstruktur und Arbeitsbesonderheiten, also die realen Ge-gebenheit vor Ort, sondern können ihm durch das tagesklinische Konzept auch nachhaltig helfen", so der Chefarzt.