12.11.2009

Wenn das Hirn zu Glühen beginnt

Neurochirurgen setzen neuartiges Mikroskop bei der Operation von bösartigen Hirntumoren ein

Heide - Mithilfe eines neuartigen OP-Mikroskops können bösartige Hirntumore im Westküstenklinikum Heide künftig noch besser operiert werden. Am Tag der Operation bekommen die Patienten ein spezielles Medikament verabreicht, das sich ausschließlich in bösartigen Zellen ablagert. Der operierende Neurochirurg erkennt unter dem mit einem Spezialfilter ausgestatteten Mikroskop die fluoreszierenden Ablagerungen. Fast scheint es, als würde das Gehirn an diesen Stellen leuchten. So kann der Operateur sehr genau die Grenzen zwischen krankem und gesundem Gewebe erkennen und damit den Tumor radikaler als bisher entfernen. Denn: Je mehr Krebszellen entfernt werden können, desto höher ist die Lebenserwartung des Patienten.

"Die neue Technik ist Teil einer Behandlungskette, durch die wir Patienten mit bösartigen Hirntumoren besser behandeln können. Darüber hinaus kommen noch Strahlentherapie und oft auch eine Chemotherapie zum Einsatz", berichtet Dr. Urs Nissen, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie. Bei der Behandlung eines Patienten seien also auch interdisziplinär das Institut für Strahlentherapie und die onkologischen Experten der Medizinischen Klinik beteiligt.

Sowohl die Technik, als auch die weiteren Verfahren werden vor allem beim sogenannten Glioblastom angewandt, dem häufigsten und bösartigsten Hirntumor unter den Erwachsenen. Durchschnittlich überlebte ein Patient nach Operation, Strahlen- und Chemotherapie etwa ein Jahr. Mit dem Einsatz der neuen OP-Technik kann die Überlebenschance auf eineinhalb Jahre und darüber hinaus verlängert werden.

Dr. Nissen: "Heilbar ist das Glioblastom bis heute nicht. Aber wir können durch immer feinere und bessere Methoden das Leben der Patienten verlängern und die Lebensqualität verbessern." Auch durch das neue OP-Mikroskop kann der Tumor in der Regel nicht vollständig entfernt werden. Gerade Glioblastome verbreiten sich sehr diffus infiltrierend, also scher fassbar. Dabei ist dann das Können des Neurochirurgen gefordert. Entfernt er die Tumorzellen nicht radikal genug, können sie sich leichter wieder ausbreiten. Schneidet er zu tief ins Gehirn, können die dadurch entstandenen Schädigungen zur Herabsetzung der Lebensqualität führen. Die Kunst ist also, die Grenze zwischen krankem und gesundem Gewebe optimal zu erkennen.

Dr. Nissen mit dem neuen OP-Mikroskop.