28.07.2009

Von Wesseln nach Peru

Ärzte des Westküstenklinikums helfen in einem Armenkrankenhaus

Heide/Wesseln/Curahuasi (Peru) - Dr.  Melanie Zeyse (35) und Dr. Daniel Zeyse (35), Ärzte des Westküstenklinikums Heide, haben sich samt ihrer Kinder auf eine abenteuerliche Mission nach Peru begeben. Das Ärzte-Ehepaar entschloss sich, in einem Krankenhaus mitten in der Region Apurímac, dem "Armenhaus Perus", zu arbeiten. Zuvor hatten die Internistin und der Chirurg jeweils eine Stelle und teilten sich die Elternteilzeit. Als das Abenteuer Peru anstand, kündigten sie Ihre Wohnung in Wesseln und brachten ihre Möbel bei den Eltern unter. Beide Ärzte sind noch bis Ende September 2011 im Westküstenklinikum beurlaubt. Aus Peru erreichte uns der folgende Bericht des Arztehepaars:

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Als wir im Juli 2008 Heide verließen und über den Atlantik in die Neue Welt flogen, wurde für uns ein langgeträumter Traum Wirklichkeit. Wenige Tage zuvor hatten wir unser gesamtes Hab und Gut im Keller der Eltern verstaut. Nun landeten wir mit unseren Kindern Elisa (3 J.) und Josua (1 J.) und unseren acht Koffern in der Hauptstadt von Peru, bekamen unsere Aufenthaltsgenehmigung und einen ersten Eindruck von diesem großen Land, das wir zuvor noch nie betreten hatten.

Nach 10 Wochen Sprachschule in Arequipa im Süden Perus zogen wir um in unser neues Zuhause nach Curahuasi, einem Pueblo mitten in der Region Apurímac, dem "Armenhaus Perus". Wir waren hergekommen, um als Internistin und Chirurg für drei Jahre in diesem ganz anderen Teil der Welt zu arbeiten und zu leben.

Das südamerikanische Andenland Peru trägt zwei sehr unterschiedliche Gesichter: Es begeistert zum einen durch sein reiches Kulturerbe, zum anderen bestürzt es durch ausgeprägte soziale Gegensätze. Vor allem die Quechua-Indianer, Nachfahren der ehemals stolzen Inkas führen ein beklagenswertes Schattendasein. Armutskrankheiten wie Tuberkulose, Durchwurmung und Hautinfektionen bestimmen ihr Leben. Der weitverbreitete Alkoholismus und mangelnde Zukunftschancen liegen wie ein Fluch über weiten Teilen der Bevölkerung.

Um dieser Not zu begegnen, initiierte das deutsche Ärzteehepaar Dres. Martina und Klaus John im Jahre 2002 den Aufbau eines Krankenhauses im Zentrum der ärmsten Region Perus. Mitten hinein in das Umfeld der Trostlosigkeit sollte ein Hospital als Hoffnungsbringer entstehen. Nicht nur eine medizinische Versorgung sollte gewährleistet werden, der indianischen Bevölkerung soll vor allem mit Respekt und Liebe begegnet werden.

Durch weltweite Spenden in Höhe von rund sechs Millionen US-Dollar wurde das Hospital Diospi Suyana in den Jahren 2005 bis 2007 aufgebaut. Firmen wie Dräger, Siemens, Ethicon, Storz und Pentax haben durch Sachspenden eine Ausstattung geschaffen, die dem Niveau eines modernen deutschen Kreiskrankenhauses um nichts nachsteht. Die scheinbare Unmöglichkeit dieses Projektes, das nur möglich wurde, weil einige Menschen auf Gott vertraut haben, wurde schließlich Namensgeber des Hospitals: Diospi Suyana kommt aus der Sprache der Quechua und bedeutet "Wir vertrauen auf Gott".

Der Anfang in unserem neuen Zuhause und unserem neuen Arbeitsplatz hatte seine Besonderheiten: Nächtliche Tarantel- oder Skorpionbesuche in Küche oder Schlafzimmer, eine Wasserversorgung, die höchstens zweimal täglich für eine Stunde Wasser liefert, Stromausfälle, die Operationen abenteuerlich machen und Patienten, die gerne auch den direkteren Weg zu unserer Haustür wählen. Von der südamerikanischen Lebensart, von der Ruhe und Gelassenheit der Peruaner haben wir derweil einiges erlernen können - so bereichern sich zwei Kulturen gegenseitig.

Mittlerweile arbeiten insgesamt 20 ehrenamtliche Ärzte, Krankenschwestern und Techniker aus Europa, den USA und Australien im Hospital Diospi Suyana. Hinzu kommen rund 50 angestellte Peruaner. Alle ehrenamtlichen Mitarbeiter haben sich einen privaten Förderkreis aufgebaut, der ihnen die Arbeit in Curahuasi ermöglicht. Über 25.000 Patienten werden jährlich ambulant oder stationär von uns behandelt, rund 1000 Operationen werden im selben Zeitraum durchgeführt.

Bereut haben wir diesen Schritt auf die andere Seite der Welt kein einziges Mal. Für all den Luxus, den wir aufgeben mussten, wurden wir reich beschenkt durch das, was man mit Geld nicht kaufen kann: dankbare Patienten. Dr. Melanie und Dr. Daniel Zeyse

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Elisa (3 Jahre), Josua (1 Jahr), Dr. Melanie Zeyse, Dr. Daniel Zeyse (v. vorne)

Mit Patientin.