Heide - Sie ist eine vernachlässigte Volkskrankheit ohne Lobby und ohne große öffentliche Aufmerksamkeit: die periphere arteriellen Verschlusskrankheit (paVK), auch "Schaufensterkrankheit" genannt. Zwei bis vier Millionen Deutsche leiden darunter; allein in Dithmarschen dürfte es Schätzungen zufolge etwa 6000 Betroffene geben. Neben den operativen Eingriffen und radiologischen Interventionen ist der Reha-Ausdauer-Sport eine wichtige ergänzende Maßnahme, die seit Mai 2005 vom Sportverein für Gesundheit und Rehabilitation, SGR-Heide e.V. angeboten wird. Jetzt ist die sportliche Betreuung von pAVK-Patienten neu aufgestellt worden: Ab sofort bietet das Therapiezentrum am Westküstenklinikum entsprechende Gruppenübungen an. Damit konnte die Nachfolge für den zum Jahresende aufgelösten "Sportverein für Gesundheit und Rehabilitation SGR Heide e. V." übergangslos gewährleistet werden.
"Bei dem starken Zuwachs an Mitgliedern ließen sich die Aufgaben des Vereins nicht mehr ehrenamtlich durchführen", begründete die ehemalige Vereinsvorsitzende, Rita Reimers, den Schritt. Stattdessen sei die WestMed GmbH, die das Therapiezentrum betreibt, in den bundesweit agierenden Verein "Rehasport Deutschland e. V." eingetreten, erläutert dessen Leiterin Frauke Greggersen. Damit können alle Aufgaben des Vereins problemlos übernommen werden, wobei Frau Reimers in altbewährter Weise auch weiterhin die pAVK-Patienten als lizenzierte Übungsleiterin betreut.
"Von den an der Schaufensterkrankheit erkrankten Menschen sind etwa zehn Prozent so schwer betroffen, dass sie behandelt werden müssen", erklärt Prof. Dr. Friedrich Kallinowski, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie am Westküstenklinikum. In der Regel werden sie dann vom Haus- oder Facharzt in die Klinik überwiesen, wo über die weitere Behandlung bis hin zum operativen Eingriff entschieden wird. Prof. Kallinowski: "Leider schafft nur jeder fünfte Patient nach einer solchen ‚Reparatur' auch eine Verhaltensänderung, die ihm langfristig eine Besserung garantiert." Dabei unterstützen die Krankenkassen das Rehasport-Training; die ersten fünfzig Trainingseinheiten werden bezahlt. Erst danach muss jeder Patient die Kosten - wie in jedem Sportverein - selbst tragen. Im Therapiezentrum gibt es darüber hinaus noch die Möglichkeit, auch die Wellness-Angebote wie Sauna und Medizinische Trainingstherapie auszuschöpfen.
Nach Ansicht des Chefarztes ist es mit den fünfzig von den Krankenkassen bezahlten Trainingseinheiten nicht getan: "Wer einmal an der arteriellen Verschlusskrankheit gelitten hat, ist ein Dauerpatient. Da hilft langfristig nur eine Verhaltensveränderung. Und dazu zählt: Mit dem Rauchen aufhören, die Ernährung umstellen. Und eben regelmäßig Ausdauersport zu betreiben."
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist eine Störung der arteriellen Durchblutung der Beine und Arme. Hauptursache ist in den meisten Fällen eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose), gelegentlich auch eine entzündliche Gefäßkrankheit.
21.01.2009