Heide/Pinneberg - Sie können krampfen, mit den Augen zwinkern, rasselnde Atemgeräusche produzieren und einige von ihnen sogar weinen. Ihre „Körper“ reagieren auf Beatmung und Medikamentengabe – fast wie richtige Patienten. Aber tatsächlich nur „fast“, denn die Mitglieder der Simulatorenfamilie, die in der Heider Rettungsdienst Akademie eingesetzt werden, sind nur Dummys, die bei der Ausbildung verwendet werden. „Bevor unsere Auszubildenden zum ersten Mal in Kontakt mit menschlichen Patienten kommen, werden sie anhand unserer Simulatoren fit für den Einsatz gemacht“, erläutert Henning Sander, stellvertretender Leiter der Akademie.
Doch auch danach werden die Rettungsdienst-Azubis immer wieder und immer anspruchsvoller an den Simulatoren geschult. Der große Vorteil: Durch spezielle Programme können nahezu alle möglichen Ernstfälle simuliert werden. Dazu gehören Zwischenfälle wie plötzliche Atemnot, Krämpfe und vieles mehr. Auch eher seltene Ereignisse wie komplizierte Herzrhythmusstörungen lassen sich immer wieder schulen, damit die späteren Rettungsassistenten auf die Ernstfälle gut vorbereitet sind.
Die Akademie, die von der Rettungsdienst Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) innerhalb des Bildungszentrums für Berufe im Gesundheitswesen betrieben wird, hat mittlerweile eine ganze „Familie“ von Simulatoren der SimMan-Gruppe angeschafft. Dazu gehört seit neuestem auch ein Juniormodell, das einen etwa sechs Jahre alten Jungen darstellen soll und über die Anatomie eines Kindes verfügt. „Bei Kindern, auch wenn es sich eigentlich nur um Simulatoren handelt, kommt immer ein zusätzlicher Stressfaktor hinzu. Sie sind eben keine kleinen Erwachsenen, sondern müssen beispielsweise oft auch mit anderen Medikamenten behandelt werden“, erklärt Henning Sander. Das gleiche gelte in verstärktem Maße für die Baby-Ausgabe des Simulators.
Die Schulung am Gerät ist aufwendig, wird aber in der Rettungsdienst Akademie sehr intensiv betrieben. Bei jedem Durchlauf überwacht ein Dozent die Abläufe, oft unterstützt durch einen Techniker. Die kleinen Teams der Auszubildenden haben dabei die Aufgabe festzustellen, was dem Patienten fehlt, und die lebensrettende Behandlung einzuleiten. Dazu stehen den Azubis nahezu alle Möglichkeiten eines modernen Rettungswagens zur Verfügung, also zum Beispiel Beatmungshilfen, Medikamente oder auch Defibrillatoren für den Einsatz bei Herzstillständen.
Insgesamt verfügt die Akademie über sieben Simulatoren, von dem das Top-Modell auch auf dem mobilen Lehrrettungswagen genutzt wird. Noch werden vor allem Auszubildende daran geschult – und zwar mindestens einmal pro Woche; geplant ist jedoch auch ein verstärkter Einsatz bei den Fortbildungsmaßnahmen, an denen die RKiSH-Mitarbeiter regelmäßig teilnehmen. Derzeit nehmen die Mitarbeiter einmal jährlich an einen Simulationstraining teil.
Während im Rettungsdienst der Einsatz der Simulatoren schon weit vorangekommen ist, hält er bei Ärzten gerade erst Einzug. Kliniken und Organisationen sind daher mit der RKiSH im Gespräch, um von dem Know-how der Akademie auf diesem Gebiet zu profitieren.
26.09.2012