08.07.2013

Politik ganz nah am Patienten

Brunsbüttel/Itzehoe - Wundversorgung, Verbandswechsel und Patientengespräche ab 6.30 Uhr am Morgen. Ganz im weißer Pflegekleidung absolvierte Dr. Karin Thissen ihr eintägiges Praktikum auf Einladung des Betriebsrats im Westküstenklinikum Brunsbüttel, um hautnah mehr über die Probleme im Krankenhauswesen zu erfahren. "Ich wollte unter anderem als Zeichen gegen Politikverdrossenheit zeigen, dass die Politiker nicht faul sind, sondern auch mit anpacken können", sagte die SPD-Frau, die bei der Wahl im September erstmals in den Deutschen Bundestag einziehen möchte. Der Praktikumstag sah den Pflege-Einsatz in der Abteilung für Innere Medizin sowie auf der Zentralen Aufnahmestation vor.

Nach dem praktischen Teil suchte die Itzehoer Tierärztin das Gespräch mit Pflegedienstleiterin Ruth Mengel und dem kaufmännischen Leiter des Hauses, Axel Schultz, die sie über das Haus und dessen besondere Situation aufklärten. So erfuhr Dr. Thissen zum Beispiel Details über den Sicherstellungszuschlag, den das Brunsbütteler Krankenhaus bekommt, um Nachteile auszugleichen, die durch die Randlage entstehen. "Das System muss die notwendigen Ressourcen vorrätig halten und auch entsprechend honorieren, selbst wenn es einmal nicht genug Patienten geben sollte", sagte die Politikerin.

Betriebsratsvorsitzender Matthias Stecher, gleichzeitig einer der Sprecher der Kampagne "Über(das)Leben im Krankenhaus - Gerecht geht anders", machte Dr. Karin Thissen besonders auf das Problem des Landesbasisfallwertes aufmerksam. Immerhin stehen die schleswig-holsteinischen Krankenhäuser im bundesweiten Vergelich bei der Honorierung besonders schlecht da. "Es kann doch nicht angehen, dass wir hier im Norden für die gleichen Leistungen deutlich geringere Honorar bekommen, als nahzu alle anderen Häuser in Deutschland", sagte Stecher. In diesem Zusammenhang setzte sich die Bundestagskandidatin für ein gerechtes, aber auch für ein deutlich vereinfachtes Vergütungssystem ein.

Ein weiteres Thema, das dem Betriebsrat immer wieder unter den Nägeln brennt, ist die hohe Belastung der Mitarbeiter insbesondere in der Pflege. "Wir haben daher in Brunsbüttel in Zusammenarbeit mit der Klinikeitung eine ganze Reihe von Ideen und intelligenten Lösungen umgesetzt, die die Belastung der Pflegekräfte auch zum Beispiel bei höheren Krankenständen in Grenzen halten - und zwar bei gleichbleibend hohem Niveau der Patientenbetreuung", erklärte Matthias Stecher.

Dr. Karin Thissen zeigte sich indessen sichtlich beeindruckt vom Engagement der Mitarbeiter in Brunsbüttel. Ihre Eindrücke würde sie gern mit nach Berlin nehmen, um dort - wenn möglich - Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages zu werden.



Trotz ernster Themen lachende Gesichter beim Besuch der Politikerin im Westküstenklinikum Brunsbüttel (v. li.): Axel Schultz, Dr. Karin Thissen, Ruth Mengel, Matthias Stecher. (Foto: Kienitz)