27.10.2011

Neuer Linearbeschleuniger für die Westküste

Heide/Kiel - Das Westküstenklinikum hat einen zweiten Linearbeschleuniger für die Strahlentherapie installiert. Damit ist zum einen die Ausfallsicherheit deutlich erhöht worden, zum anderen können künftig mehr Patienten zeitnah behandelt werden. Außerdem ermöglicht das neue Gerät eine stärkere Strahlung und eine genauere Abschirmung des gesunden Gewebes. "Mit dem neuen Linearbeschleuniger werden wir die Patienten an der Westküste nicht nur besser behandeln, sondern können auch sofort überprüfen, ob das Ziel erreicht worden ist", erläuterte Dr. Arne Engel, Leitender Oberarzt der Abteilung für Strahlentherapie. Zurzeit werden dort jährlich etwa 800 Patienten behandelt, Tendenz konstant steigend.

Betrieben wird die vom WKK errichtete Anlage in Gemeinschaft  mit  Spezialisten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), das im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung die Abteilung für Strahlentherapie des Westküstenklinikums fachlich, personell und organisatorisch leitet. "Diese Einweihung ist eine Fortsetzung und Ausweitung einer über 10-jährigen erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen UKSH und WKK, welche die strahlentherapeutische Versorgung auf dem gleichen Spitzenniveau wie in Kiel garantiert", sagte Prof. Dr. Dr. Bernhard N. Kimmig, Direktor der Klinik für Strahlentherapie (Radioonkologie) des UKSH.

Der neue Linearbeschleuniger ist Teil eines Um- und Neubauprojektes für die Abteilung. Zunächst sind in einem Erweiterungsbau neue Räumlichkeiten geschaffen worden, die ein helles und freundliches Ambiente bereithalten. Dort wurde auch der neue Zwei-Energien-Beschleuniger installiert. Das alte Gerät bleibt im Betrieb, bis alle Mitarbeiter ausführlich am neuen eingearbeitet worden sind; anschließend wird es durch einen weiteren neuen Linearbeschleuniger ersetzt. Insgesamt wird das Projekt 7,2 Millionen Euro kosten, wobei drei Millionen Euro aus Mitteln des Zukunftsinvestitionsgesetzes (Konjunkturpaket II) gefördert werden. "Da unsere Strahlentherapie die einzige Abteilung dieser Art an der gesamten Westküste ist, mussten wir unsere Kapazitäten erweitern, um unseren Versorgungsauftrag auch in Zukunft sicher erfüllen zu können", sagte Harald Stender, Geschäftsführer der Weestküstenkliniken Brunsbüttel und Heide gGmbh anlässlich der Vorstellung des Erweiterungsbaus in Heide.

Die Strahlentherapie wird in den meisten Fällen bei der Behandlung von Patienten mit bösartigen Tumoren angewandt. Die Röntgenstrahlen werden zielgenau in einer bestimmten Dosierung auf den betroffenen Körperteil gerichtet. Das geschieht aus mehreren Richtungen, so dass das Krebsgeschwür die meiste Strahlung abbekommt und die bösartigen Zellen absterben. Beim neuen Linearbeschleuniger werden die Strahlen an den Randbereichen durch individuell programmierbare Schwermetall-Lamellen abgeschirmt; die Form des Strahlungsbereiches entspricht damit der des Krebsgeschwüres. Gesundes Gewebe wird daher besser geschont als bisher. Zudem lassen sich mit dem neuen Gerät computertomografische Aufnahmen im 3D-Format machen. Dr. Engel: "Wir können so schnell erkennen, ob der Tumor geschrumpft ist oder nicht und gegebenenfalls Änderungen an den Einstellungen vornehmen."

Etwa achtzig Prozent der Patienten, die in der Heider Strahlentherapie behandelt werden, leiden an Krebs in der folgenden Organe: Brust, Lunge, Prostata, Enddarm, Gehirn sowie an Krebs im Hals-, Nasen-Ohrenbereich oder an Metastasen dieser Krebsarten zum Beispiel in der Wirbelsäule. Die Bestrahlung ist in der Regel Teil einer komplexen Behandlung und wird oft kombiniert mit einer Operation beziehungsweise einer Chemotherapie angewandt. Die Behandlung erfolgt bei 90 Prozent aller Fälle ambulant. Wer zum Beispiel in Kiel oder Hamburg an der Prostata operiert wurde, kann sich bei Dr. Engel und seinen Kollegen anschließend entsprechend bestrahlen lassen, und zwar wohnortnah.

Alle Bestrahlungsbehandlungen werden aufgrund eines Kooperationsvertrages in Abstimmung mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, durchgeführt, das mit der fachlichen und organisatorischen Leitung der Abteilung betraut ist. Die Federführung liegt bei Prof. Dr. Dr. Bernhard Kimmig, Direktor der Klinik für Strahlentherapie (Radioonkologie) am UKSH. In der Heider Abteilung arbeiten zurzeit drei Ärzte, ein Physiker, ein Diplomingenieur, acht Medizinisch-Technische Assistentinnen und - assistenten sowie eine Medizinische Fachangestellte im 1,5-Schichten-Betrieb.

Anhand eines "Dummys" erläutert Dr. Arne Engel, Leitender Oberarzt der Abteilung für Strahlentherapie am WKK Heide, die Funktionsweise des neuen Linearbeschleunigers. (Foto: WKK/Kienitz)