28.03.2013

Medikamente statt illegaler Drogen

Heide - Das Westküstenklinikum Heide erweitert sein Angebot bei der Behandlung drogensüchtiger Patienten: Ab April gibt es eine neue Ambulanz für Menschen, die abhängig von Heroin oder anderen Opiaten sind. "Wir bieten den Patienten eine so genannte Substitution, also einen Ersatzstoff, an. Statt des illegal erworbenen Opiats erhalten sie von uns ein Medikament, das ihnen über den Tag hilft", erläutert der Leiter der Ambulanz, Oberarzt Andreas Nottelmann. Die Ambulanz ist täglich von 9.30 bis 11.00 Uhr geöffnet, und zwar auch an den Wochenenden.

Der Weg in die Ambulanz führt über den Hausarzt. Mit einer Überweisung können sich die Betroffenen über die zentrale Telefonnummer der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik - 0481/785-2001 - einen Termin für die Eingangsuntersuchung und das ärztliche Gespräch besorgen. Im Anschluss daran wird ein Therapieplan festgelegt. "Wir erwarten, dass sich die Patienten täglich bei uns einfinden, um ihr Medikament abzuholen und vor den Augen eines Teammitglieds einnehmen. Damit wollen wir einem Missbrauch des Angebots vorbeugen", erklärt Nottelmann.

Ihm zur Seite stehen Hans-Peter Petersen, Stationsleitung, und dessen Stellvertreter Andreas Weinrebe-Eskau. Die beiden erfahren Pflegekräfte geben die Medikamente mithilfe modernster Technik aus. Dabei wird die für jeden Patienten vorgegebene Medikamentenmenge ausgeworfen und die Ausgabe dokumentiert. Darüber hinaus werden bei allen Patienten regelmäßig ein Drogenscreening und ein Alkoholtest durchgeführt.

Das primäre Ziel des neuen Angebots ist es, eine Eingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen beziehungsweise den Gesundheitszustand zu stabilisieren. Dazu gibt es jedoch eine weitere Bedingung: Alle Patienten müssen sich einer psychosozialen Betreuung durch die Diakonie Meldorf unterziehen und mindestens einmal im Quartal Kontakt zur Suchtberatung aufnehmen. In der Klinik werden zudem therapeutische Gespräche und andere Maßnahmen zur Stabilisierung des Patienten angeboten.

"Mit dem neuen wohnortnahen Angebot schließen wir eine Versorgungslücke in Dithmarschen. Wir kommen damit dem Wunsch der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein nach und möchten auch in diesen Fällen eng mit den niedergelassenen Ärzten zusammenarbeiten", berichtet Dr. Thomas Birker, Chefarzt der Klinik und ärztlicher Direktor des WKK. Insgesamt handele es sich bei den potenziellen Patienten jedoch um eine überschaubare Zahl, die Schätzungen zufolge kreisweit unter 50 liege.

Für die Umsetzung des Konzepts hat die Klinik mit Andreas Nottelmann einen Oberarzt, der auf diesem Gebiet bereits Erfahrungen in der psychiatrischen Klinik Rendsburg sammeln konnte und zudem über die Zusatzbezeichnung "Suchtmedizinische Grundversorgung" verfügt. Der Facharzt für Psychiatrie ist im Westküstenklinikum kein Unbekannter. Nach dem Studium in Lübeck war er bereits zweieinhalb Jahre Assistenzarzt in der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie, wo er den neurologischen Teil der Facharztausbildung absolvierte.

Das Team der Substitutionsambulanz (v. li.): Oberarzt Andreas Nottelmann, Hans-Peter Petersen und Andreas Weinrebe-Eskau. (Foto: WKK/Kienitz)