Brunsbüttel - Landtagspräsident Torsten Geerdts bringt es in seiner Funktion als Schirmherr der alljährlichen Wattolümpiade in Brunsbüttel bereits auf den Punkt: "Bei allen medizinischen Fortschritten ist die Diagnose Krebs noch immer erschreckend. Sie kann jeden von uns ereilen. Umso mehr sollte uns daran gelegen sein, dass Betroffene auf ein festes Netzwerk der Hilfe und Solidarität vertrauen dürfen. Die Veranstalter der Wattolümpiade leisten hier Vorbildliches."
Die weltweite Medienaufmerksamkeit transportiert jedoch nur die Oberfläche des Benefiz-Events, und wenn Wattkampfleiter Oliver Kumbartzky menetekelartig verkündet, hier fände "richtig schmutziger Sport für eine saubere Sache" statt, dann wird das zwar wahrgenommen, aber so richtig genau weiß die Öffentlichkeit dann immer noch nicht, was mit den stattlichen Summen, die im Brunsbütteler Elb-Watt erwirtschaftet werden, geschieht. Auch die jährlichen Scheckübergaben an die Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft mit den Wattolümpiade-Erlösen lassen nur ahnen, dass hier alles seinen geordneten Gang geht.
Es ist also noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Die Wattleten selbst muß man nicht mehr darüber informieren, die entwickeln bereits eigene Slogans, wie "Wir werfen uns in den Dreck für den guten Zweck", und die Krebsbetroffenen auch nicht, denn die kennen die beiden Krebsberatungsstellen in den Westküstenkliniken. Diese werden nämlich voll mit den "schmutzigen Geldern" finanziert.
Das Engagement des "Wattikans" geht aber weit darüber hinaus. Es ist der satzungsmäßig verbriefte Wille, insbesondere im Regionalbereich spürbar die Informationsstrukturen für Krebsbetroffene und deren Angehörige zu verbessern. So wurden bereits eine Reihe von betont publikumsverständlichen medizinischen Fach-Referaten und sogar die Schleswig-Holsteinischen Krebsinformationstage 2008 in Heide finanziert. Immer öffentlich und unter Einbindung Krebsbetroffener. Auch mutmachende Lesungen von hervorragenden, krebserfahrenen Autorinnen werden gemeinsam mit dem Förderverein für Kulturarbeit Lyra in Brunsbüttel organisiert.
Miriam Pielhau las bereits und Annette Rexrodt von Fircks wird am 9. August um 20 Uhr mit ihrem programmatischen Titel "Dem Krebs davonleben" mit ihrer Lesung den sinnstiftenden Auftakt der diesjährigen Informationsreihe in der Galerie Rusch bieten. Diese Lesung ist die einzige Veranstaltung in diesem Reigen, zu der ein kleiner Eintritt von 8.- Euro erhoben werden muß.
Alle übrigen Veranstaltungen sind kostenlos und ebenfalls für jedermann/frau besuchbar. Und darunter sind wirkliche Highlights, die man eigentlich selbst den niedergelassenen Ärzten Dithmarschens und Steinburgs ans Herz legen sollte. Zumindest, damit sie mit ihrem Erscheinen ihren Patienten signalisieren könnten, dass sie sich tatsächlich für deren Problematik interessieren. Außerdem könnten Sie so erfahren, mit welchen Fragen ihre Patienten demnächst in der Sprechstunde erscheinen könnten.
So wird beispielsweise Prof. Dr. Dirk Rades (17. August 19 Uhr) über "Neue Therapien, neue Hoffnungen" erzählen, denn besonders in der Radiochirurgie gibt es zum Thema IMRT und Protonen hoffnungsfördernd bahnbrechendes zu verkünden. Er weiß, wovon er redet, denn er ist der stellvertretende Direktor der Klinik für Strahlentherapie im Universitätsklinikum SH in Lübeck. Organisator Jens Rusch, selbst krebserfahren, hat besondere Mühe darauf verwandt, Ärzte zu Vorträgen zu bewegen, die den Krebsbetroffenen in der Region bereits begegnet sind, damit sie auch gezielt Fragen an diese richten können. Dazu gehört Dr. Dieter Mustroph, (12. August 19 Uhr ) der in der onkologischen Ambulanz im WKK Heide die Chemotherapie leitet. Er stellt die Frage, ob denn der Tumor auch das Schloß hat, für das der Arzt den Schlüssel besitzt: "Auf dem Weg zur individualisierten Therapie".
Dr. Dirk Hoeft, als Facharzt für Radiologie aus Heide besonders den Frauen der Region bekannt, spricht in seinem Vortrag "Mamadiagnose" am 11. August um 19 Uhr über das Überleben durch Früherkennung: "Wer sich erst nach der Diagnose Krebs um sich selbst sorgt, verschenkt Überlebenschancen".
Am 18. August spricht Dr. Holger Käferlein um 19 Uhr über "Schmerzfreiheit, Würde und Symptomkontrolle" über die palliative Versorgung von Patienten in den Westküstenkliniken. Er ist als Oberarzt im WKK Brunsbüttel ebenfalls vielen Krebspatienten und deren Angehörigen bestens bekannt.
Jens Rusch: "Wir haben uns um engagierte Ärzte bemüht, denen primär daran gelegen ist, Gesunden und Krebsbetroffenen Mut zu machen, denn genau hier beginnt der Kampf: Kräfte zu sammeln und überzeugt und mutig in den Ring zu steigen, um dem Krebs entgegen zu treten. Hierfür werden die Erlöse der Wattolümpiade äußerst sinnvoll vor Ort eingesetzt. Wir hoffen, dass diese Signale alle erreichen, die bereit sind unser Engagement vor Ort verantwortungsbewusst zu unterstützen."
Veranstaltungsreihe in der Galerie Rusch Brunsbüttel Schulstraße 38
Informationen und Reservierung 04852 4848 (15 bis 18 Uhr)
Weitere Informationen: <link http: www.wattopedia.de krebsinformationstage_2014 external-link-new-window externen link in neuem>www.wattopedia.de
Alle Vorträge beginnen um 19 Uhr, die Lesung beginnt um 20 Uhr.