Heide/Husum - Die Krankenhäuser der schleswig-holsteinischen Nordseeküste wollen künftig eng zusammenarbeiten. Bei einer gemeinsamen Sitzung der Aufsichtsräte in Heide wurden die Weichen für eine Kooperation der beiden ähnlich strukturierten gemeinnützigen Muttergesellschaften gestellt. "Wir befinden uns jetzt in einer intensiven Diskussion, dessen Ergebnis noch offen ist", erläuterte Dieter Harrsen, Landrat des Kreises Nordfriesland und Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikum Nordfriesland gGmbH. Die Bandbreite reiche dabei von der Kooperation in einzelnen Teilbereichen bis zur Fusion beider Gesellschaften.
Harrsens Amtskollege aus Dithmarschen, Dr. Jörn Klimant, machte deutlich, dass die dramatisch verschlechterten Rahmenbedingungen für Krankenhäuser die Suche nach innovativen Lösungen zwingend notwendig machten. "Wenn wir Dithmarscher und Nordfriesen gemeinsam nach vorn schauen und dabei neue Wege beschreiten, haben wir eine gute Chance die kommunale Trägerschaft aller Kliniken von der dänischen Grenze bis zur Elbe zu erhalten", sagt Dr. Klimant.
Während der gemeinsamen Aufsichtsratssitzung stellten die Geschäftsführer zunächst ihre jeweiligen Gesellschaften mit ihren Stärken, aber auch mit ihren Sorgen vor. Dabei wurde deutlich, dass die Kliniken beiderseits der Eider ähnlich strukturiert sind und mit den gleich-en Problemen zu kämpfen haben. Dazu zählen beispielsweise eine Überalterung und Immobilität der Bevölkerung, ein absehbarer Mangel an Hausärzten, die große Flächenversorgung und das große Problem, Ärzte für die Arbeit in den Krankenhäusern zu gewinnen.
Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Schnittmengen. "Die beiden gemeinnützigen Gesellschaften sind ganz ähnlich aufgebaut. Beide haben sie mehrere Standorte, ein breites medizinisches Spektrum, eine zusätzliche Struktur an Medizinischen Versorgungszentren und beide befinden sich zu hundert Prozent in kommunaler Trägerschaft. Damit verfügen sie also über die gleichen arbeitnehmerfreundlichen Tarifbedingungen", erklärte Frank Pietrowski, Geschäftsführer des Klinikums Nordfriesland gGmbH.
Auch der Geschäftsführer der Westküstenkliniken Brunsbüttel und Heide gGmbH, Harald Stender, ist davon überzeugt, dass Klinikstrukturen sinnvoll sind, die über die Kreisgrenzen hinausgehen. "Die vielen Gemeinsamkeiten und Schnittmengen könnten die Grundlage für einen starken Klinikverbund an der Westküste bilden", meinte der WKK-Chef und zählte die Ziele auf, die hierzu verfolgt werden müssen:
- Die Gesundheitsversorgung muss in beiden Kreisen auf hohem fachlichem Niveau aufrecht erhalten bleiben.
- Für die Fläche müssen zusätzlich Haus- und Fachärzte gewonnen werden.
- Falls Facharztsitze unbesetzt bleiben, müssen die Kliniken mit ihren Medizinischen Versorgungszentren einspringen.
- Für periphere Klinikstandorte wie Niebüll und Brunsbüttel müssen Sicherstellungszuschläge durchgesetzt werden.
- Innerhalb eines Verbundes sollten übergreifende Klinikstrukturen geschaffen werden.
- Durch vertretbare Betriebsergebnisse lässt sich eine Privatisierung abwenden.
- Die wohnortnahe Versorgung mit kurzen Wegen für die Patienten muss erhalten bleiben.
In den folgenden Monaten soll der Austausch vertieft werden. Außerdem wollen Aufsichtsräte und Geschäftsführungen prüfen, welche Form der Kooperation sinnvoll ist, oder ob sogar eine Fusion der beiden gemeinnützigen Gesellschaften angestrebt werden sollte. Dazu werden auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften "ins Boot" geholt. Sie sollen die Zahlenwerke vergleichen und auf ihre Kompatibilität hin überprüfen.
Obwohl die Diskussionen über die Zusammenarbeit zwischen Nordfriesland und Dithmarschen längst nicht abgeschlossen sind, wurde von den Aufsichtsräten erkannt, dass die Kooperation ein gutes Mittel gegen die Benachteiligung der Westküstenkrankenhäuser im Gesundheitswesen sein kann. Andernfalls drohen zum Beispiel eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit, der Rückgang des Eigenkapitals, ein noch größerer Fachkräftemangel und ein erhöhter Konkurrenzdruck durch finanzstarke Krankenhausträger.