01.07.2010

Kleiner Fortschritt beim Kampf gegen bösartige Hirntumore

Heide - Noch sind bösartige Hirntumore nicht heilbar. Doch im Kampf gegen die heimtückische Krankheit kann die Klinik für Neurochirurgie am Westküstenklinikum Heide einen Fortschritt verzeichnen: Durch ein neuartiges Mikroskop lassen sich die die bösartigen Wucherungen jetzt wesentlich genauer herausoperieren. Damit kann das Leben eines Patienten noch einmal verlängert werden.

Die ersten Operationen mit dem Spezialverfahren sind gelungen. "Wir können durch die Methode viel besser erkennen, welche Gewebeanteile bösartig sind und welche nicht. Damit entfernen wir den Tumor radikaler als bisher, ohne gesundes Hirngewebe zu zerstören", erläutert Dr. Urs Nissen, Chefarzt  der Klinik.

Am Tag der Operation bekommen die Patienten ein spezielles Medikament - 5-Aminolävulinsäure - verabreicht, das sich ausschließlich in Zellen mit gesteigertem Stoffwechsel, also zum Beispiel Hirntumorzellen, anreichert. Der operierende Neurochirurg erkennt dann unter dem mit einem Spezialfilter ausgestatteten Mikroskop die fluoreszierenden, also leuchtenden Zellhaufen und weiß, was er entfernen muss. Diese Technik wird vor allem beim so genannten Glioblastom angewandt, dem häufigsten und bösartigsten Hirntumor bei erwachsenen Patienten. Das Glioblastom oder "Glioblastoma multiforme" ist ein hirneigener Tumor, der Zellanteile besitzt die während der Operation nur schwierig vom gesunden Gewebe zu unterscheiden sind.

Neben der Operation am Gehirn zählen heute Chemotherapie und Strahlentherapie zu den weiteren Behandlungsoptionen. In die Behandlungskette sind demnach auch das Institut für Strahlentherapie und die onkolo­gischen Experten der Medizinischen Klinik im WKK Heide eingebunden.

In der Kombination mit Chemotherapie und/oder Strahlenbehandlung lag die mittlere Überlebenszeit der Patienten bislang bei etwa knapp einem Jahr. Dabei gibt es jedoch immer wieder Patienten, die deutlich länger  überleben. Durch das neue Verfahren kann diese Zeit um Monate verlängert werden. Doch Dr. Nissen dämpft allzu große Erwartungen: "Es wird sicher noch lange dauern, bevor wir ein Glioblastom wirklich heilen können. Aber durch neue Entwicklungen kommen wir im Kampf gegen die bösartigen Hirntumore wieder ein Stück weiter."

Der Chefarzt schätzt nach den ersten erfolgreichen Operationen, dass er und seine Oberärzte die neue Technik etwa zweimal monatlich anwenden können, so dass im Jahre mehr als 20 entsprechende Eingriffe vorgenommen werden.