14.11.2012

In der Bewegung erstarrt ...

Heide  - Zu Beginn sind die Anzeichen kaum zu bemerken: Verspannungen an Arm und Schulter, gelegentlich Schmerzen, etwas langsamere Bewegungen. Erst dann treten Symptome auf, die das wahre Ausmaß der tückischen Krankheit zeigen, nämlich das deutliche Zittern der Hände, verbunden mit extremer körperlicher Langsamkeit fast bis zur Starre. Bis heute ist der Morbus Parkinson nicht heilbar. Allerdings lassen sich die Entwicklung deutlich verlangsamen und die Symptome bekämpfen, wie Priv. Doz. Dr. Johann Meinert Hagenah zu berichten weiß: "Gerade in den vergangenen Jahren sind mehrere Medikamente zugelassen worden, die die Behandlung deutlich verbessern können."

Der Chefarzt der Klinik für Neurologie am Westküstenklinikum Heide ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet von Bewegungsstörungen. Für die Behandlung dieser Krankheiten hat er jetzt eine Ermächtigung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein erhalten. Er darf also Kassenpatienten auch ambulant behandeln, vorausgesetzt sie kommen auf Überweisung eines niedergelassenen Neurologen.

Seit Jahren forscht Dr. Hagenah am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, an Methoden, die Krankheit möglichst frühzeitig und eindeutig festzustellen. Die Ultraschalluntersuchung des Gehirngewebes ist eine der neueren Methoden, die dabei zum Einsatz kommt und die jetzt auch im WKK eingesetzt wird. "Allerdings stellt die sonografische Untersuchung des Kopfes nur einen Baustein bei der Diagnostik dar", berichtet er. Darüber hinaus müssten andere Möglichkeiten ausgeschlossen werden, die zum Beispiel das Symptom der allgemeinen Verlangsamung erklären könnten. Dazu zählen unter anderem auch eine Schilddrüsenunterfunktion, Medikamentennebenwirkungen oder aber kleinere Schlaganfälle.

Ist die Diagnose Morbus Parkinson bei einem Patienten festgestellt worden, greifen die modernen Behandlungsmethoden. Sie bestehen aus der Gabe vom Medikamenten, Physiotherapie, Ergotherapie und - falls nötig - Logopädie. "Am Westküstenklinikum können wir eine moderne Komplexbehandlung anbieten, und zwar mit Einbeziehung verschiedener Therapieformen, da uns durch das Therapiezentrum eine Vielzahl von kompetenten Therapeuten zur Verfügung steht", erläutert der Chefarzt.

Mittlerweile wird immer deutlicher, dass die Krankheit nicht nur zu einer motorischen Beeinträchtigungen führt, also zum Beispiel das Zittern oder die Muskelsteifigkeit, sondern auch zu nicht-motorischen Symptomen wie eine allgemeine Kraftlosigkeit, Depressionen, Schlafstörungen und Verstopfungen, die bei der Behandlung ebenfalls berücksichtigt werden müssen.

Zu den Bewegungsstörungen, die im WKK inzwischen auch ambulant behandelt werden dürfen, zählen neben Morbus Parkinson auch Störungen der Bewegungskoordination durch Kleinhirnerkrankungen (Ataxien). Hinzu kommen Störungen motorischer Hirnkerngebiete (Basalganglien), die sich in Verkrampfungen und Fehlhaltungen wie einem "Schiefhals" oder aber "Augenkrämpfen" äußern und als Dystonien klassifiziert sind. Bei den Ataxien befasst sich Dr. Hagenah unter anderem mit der diagnostischen Einordnung und mit der Abklärung des genetischen Hintergrundes. Bei den Dystonien setzt er Botulinumtoxin A als Injektionstherapie zur Behandlung der überaktiven Muskulatur erfolgreich ein.

Mithilfe eines modernen Ultraschallgeräts untersucht Priv. Doz. Dr. Johann Meinert Hagenah bei einem Patienten das Hirngewebe. (Foto: WKK/Kienitz)