18.06.2009

"Dithmarscher Bündnis gegen Depression"

Neuer Verein gegründet - Auftaktveranstaltung am 8. Juli in Heide

Heide - Sie wird tabuisiert und verschwiegen und dennoch ist die Depression eine Volkskrankheit wie Rheuma oder Diabetes, nur noch häufiger verbreitet. Etwa 15 Prozent der Menschen sind im Laufe ihres Lebens zumindest einmal davon betroffen. Auch in Dithmarschen erkranken immer mehr Menschen an einer Depression. Die daraus abzuleitende Selbstmordrate liegt sogar weit über dem Durschnitt der alten Bundesländer. Das "Dithmarscher Bündnis gegen Depression" will auf das Problem aufmerksam machen und dazu beitragen, die regionalen Versorgungsstrukturen zu verbessern. Dazu ist ein Verein gegründet worden, der Aufklärungsarbeit leisten, schulen und auch helfen will. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Mitarbeiter von Wohlfahrtseinrichtungen und medizinischen Institutionen.

Bei einer Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 8. Juli 2009, ab 16.45 Uhr im Heider Stadttheater, Rosenstraße 15, soll das Problem sowohl sachlich, als auch künstlerisch-unterhaltsam beleuchtet werden. Neben einem Vortrag und einer Podiumsdiskussion gibt es einen Sketch der Büsumer Speeldeel, eine Mal-Aktion mit Werner Gutzeit sowie Musik und Gesang mit den Soul Ladies.

"In den kommenden drei Jahren wollen wir verstärkt Aufklärungsarbeit leisten, um den Problembereich zu verdeutlichen und die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Dazu werden wir unter anderem Vorträge vor zahlreichen gesellschaftlichen Gruppierungen halten", beschreibt Hans Cordshagen, 1. Vorsitzender des neu gegründeten Vereins die geplanten Aktivitäten.

Dr. Thomas Birker, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Westküstenklinikum Heide, und Oberärztin Annette Güldenring legen dabei besonderen Wert auf die Früherkennung der Krankheit. "Das ist wie bei fast jeder anderen Krankheit. Je früher sie erkannt wird, desto leichter ist sie zu behandelt", erläutert Dr. Birker. Und Annette Güldenring ergänzt: "Wir setzen dabei auch auf den Patienten. Wenn er frühzeitig die Symptome erkennt und sich in Behandlung begibt, können wir die Krankheit besser behandeln."

Verschiedenen Studien zufolge werden jedoch nur etwa zehn Prozent aller Depressionen richtig behandelt. Darauf weist Dr. Andreas Breitkreuz Leiter der Psychiatrischen Tagesklinik der "Brücke Schleswig-Holstein" in Heide hin: "Häufig werden Depressionen von körperlichen Beschwerden begleitet und überlagert, die der Hausarzt zuerst behandelt, weil sie nun einmal auf der Hand liegen. Die Behandlung der Ursache kommt oft erst später, manchmal auch nie." Als Therapie der ersten Wahl - da sind sich die Experten einig - eignen sich häufig die Gabe von Medikamenten bei gleichzeitiger Psychotherapie.

Auch in gesellschaftlicher Hinsicht lohnt der massive Einsatz gegen die Volkskrankheit Depression. Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden Depressionen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits im Jahr 2020 weltweit zu den zweithäufigsten Krankheiten gehören. Dabei sind ungefähr zwei- bis dreimal so viele Frauen wie Männer betroffen.

Die regionalen Aktivitäten sind eingebettet in das bundesweite "Deutsche Bündnis gegen Depression", dessen Zentrale in Leipzig liegt. Zu den Zielen gehören die Aufklärung der Öffentlichkeit über Depressionen und eine Verbesserung der Versorgungsstruktur in der Region.

Der Vorstand des neuen Bündnisses (v. l.): Dr. Thomas Birker, Annette Güldenring, Hans Cordshagen, Dr. Andreas Breitkreuz. (Foto: Kienitz)

Der Vorstand des neuen Bündnisses (v. l.): Dr. Thomas Birker, Annette Güldenring, Hans Cordshagen, Dr. Andreas Breitkreuz. (Foto: Kienitz)

Der Vorstand des neuen Bündnisses (v. l.): Dr. Thomas Birker, Annette Güldenring, Hans Cordshagen, Dr. Andreas Breitkreuz. (Foto: Kienitz)