Die Zukunft tragen viele Patientinnen und Patienten bereits am Handgelenk. Mit so genannten Wearables lassen sich schon heute wichtige Köperfunktionen aufzeichnen und für die Diagnose von Krankheiten nutzen. Manche handelsüblichen Geräte sind in der Lage ein hochwertiges EKG zu schreiben und sind zum Teil auch in Deutschland als Medizinprodukt zugelassen. Störungen des Herzrhythmus, die bislang lange unentdeckt bleiben, können auf diese Weise schnell erkannt und behandelt werden. Auch im Notfall können die Daten aus dem Minicomputer Medizinern bereits erste wichtige Hinweise geben und die Diagnostik erleichtern. Die Frage ist nur, wie die neuen technischen Möglichkeiten und die Strukturen des deutschen Gesundheitswesens zum Nutzen der Patienten verknüpft werden können?
Dimension der Digitalisierung im MIttelpunkt
Das sind Fragestellungen und Themen, mit denen sich die Führungskräfte des 6K-Klinikverbundes Ende vergangener Woche bei ihrer Klausurtagung in Lübeck beschäftigt haben. Unter dem Titel „Dimensionen der Digitalisierung“ diskutierten die Klinikexperten zwei Tage lang über Innovationen und Entwicklungen, die die Krankenhauslandschaft prägen werden. Außer zu den Wearables haben sich die Klinikexperten auch über die Digitalisierung in der Pflege, der Dokumentation und Logistik sowie den Möglichkeiten der Fernbehandlung ausgetauscht. Insgesamt elf Vorträge standen auf dem Programm.
Digitales Denken auf allen Ebenen notwendig
Für den Vorsitzenden des 6K-Klinikverbundes, Dr. Roland Ventzke, sind die Auswirkungen der Digitalisierung mit denen der Industrialisierung vergleichbar. Zwar haben Computersysteme schon vor vielen Jahren Einzug in die sechs Mitgliedskrankenhäuser gehalten. Der Einsatz von IT im Management wie in der Medizin gehört schon seit langem zum Klinikalltag. „Doch Medizin 4.0 ist weitaus mehr als das papierlose Krankenhaus“, betont Dr. Ventzke. Nach Auffassung des 6K-Vorsitzenden erfordern die neuen medizintechnischen Möglichkeiten eine ganz neue Organisationsform des deutschen Gesundheitswesens und Veränderungen der Arbeitsabläufe in den Kliniken. „Das stellt insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Herausforderung dar. Aber wir müssen auf allen Ebenen beginnen, digital zu denken“, so Dr. Ventzke.
Neue Techniken eröffnen Chancen für ländlichen Raum
Ausgerichtet wurde die Klausurtagung in diesem Jahr von den Westküstenkliniken, die ihre beiden Standorte in Heide und Brunsbüttel bereits seit langem mit modernen Datenleitungen verbunden haben und die Telemedizin beispielsweise bei der Behandlung von Schlaganfällen oder in der Pädiatrie nutzen.
„Die neuen Techniken eröffnen gerade uns in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein mit Inseln und weiten Wegen zum nächsten Krankenhaus oder Facharzt Chancen, bestehende Ressourcen bei der Versorgung der Bevölkerung optimal zu nutzen. Das gelingt aber nur durch eine Zusammenarbeit aller Beteiligten“, so die beiden Geschäftsführer der Westküstenkliniken, Dr. Martin Blümke und Dr. Bernward Schröder.
So sieht es auch Dr. Roland Ventzke: „Die Digitalisierung wird das Gesundheitswesen stark verändern. Anders als in anderen Branchen wird der Einsatz neuer Technologien aber nicht mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein. Vielmehr werden wir die vorhandenen, knappen Ressourcen besser nutzen können. Das ist eine Chance, die wir alle ergreifen sollten: Die Kliniken, die niedergelassenen Ärzte, Krankenkassen, die Politik und auch die Patientinnen und Patienten. Wir als Kliniken des 6K-Verbundes werden unseren Teil dazu beitragen“, so Dr. Roland Ventzke.
18.11.2019