10.09.2009

Diabetes - Pandemie im 21. Jahrhundert

WKK-Chefarzt erwartet stark ansteigende Zahl von Patienten in Dithmarschen - Aktionswoche der Regionale Qualitätsoffensive Diabetologie

Heide – Auf Dithmarschen kommt in den nächsten Jahren eine ganze Welle an neu erkrankten Diabetikern zu. "Das, was wir da zu erwarten haben, ist in seiner Ausbreitung als Pandemie zu bezeichnen", beschreibt Chefarzt Prof. Dr. Fritz S. Keck vom Westküstenklinikum Heide das Problem. Schon jetzt leiden mindestens 10.000 Dithmarscher an der Zuckerkrankheit, also knapp 8 Prozent der Bevölkerung. Aufgrund der demografischen Entwicklung, Vererbung sowie Fehlernährung und zu wenig Bewegung dürfte sich diese Zahl binnen weniger Jahre verdoppeln. "Diabetes ist im Wesentlichen eine Wohlstandskrankheit. Die Menschen in Dithmarschen könnten sich davor schützen, wenn sie sich vernünftig ernähren und sich mehr bewegen," gibt Dr. Christiane Sause, Leitende Oberärztin der medizinischen Klinik zu bedenken.

Doch der Informationsbedarf ist groß, ebenso die Dunkelziffer an Erkrankten. Aus diesem Grund hat die Regionale Qualitätsoffensive Diabetologie eine ganze Aktionswoche von 12. bis zum 19. September geplant. Beteiligt sind die Westküstenkliniken, die Diabetologische Schwerpunktpraxis Hillmer/Besmehn/Dr. Meyen, das Medizinische Qualitätsnetz Westküste und der Diabetes Arbeitskreis Dithmarschen e. V. (dad).

Gestartet wird am Sonnabend, 12. September, von 10.00 bis 12.30 Uhr mit Informationsständen am Böttcher-Rondell in Heide. Von Montag bis Freitag findet dann in der Schwerpunktpraxis sowie in den beteiligten Hausarztpraxen ein sogenanntes Screening statt. Dabei können Patienten einen einfachen Fragebogen ausfüllen und nach Punkten auswerten. Da­bei kann leicht festgestellt werden, ob der Patient zur Risikogruppe gehört oder nicht.

Abschluss und Höhepunkt der Aktionswoche ist ein Diabetestag am Sonnabend, 19. September. Im Bildungszentrum für Berufe im Gesundheitswesen am WKK Heide findet zunächst vormittags ein Ärztesympo­sium statt, in dem moderne Behandlungskonzepte, deren Anwendung in der Praxis und die Umsetzung in Dithmarschen vorgetragen und diskutiert werden.
Am Nachmittag schließt sich dann von 13.00 bis 16.00 Uhr eine Kombination aus Ausstellung, Informationsgesprächen und Vorträgen für Patienten, Angehörige und andere Interessierte an. Um 14.00 und 15.00 Uhr sind Vorträge zu folgenden Themen vorgesehen: Diabetes - eine Herausforderung in allen Lebenslagen (Reisen, Beruf, Freizeit etc.), Bewegung und Sport bei Diabetes (vor allem Nordic Walking mit praktischer Vorführung). Außerdem gibt es eine Demonstration, wie lecker gesunde Ernährung sein kann. An den Informationsständen stehen Fachleute, unter anderem auch Diabetesberaterinnen, für Gespräche zur Verfügung; darüber hinaus werden Blutzucker, Blutdruck und Fußdruck gemessen.

Auch der dad ist mit einem Stand vertreten. Dabei handelt es sich um Betroffene, die ihren Mitpatienten mit Rat und Tat zur Seite stehen. An der Spitze des Selbsthilfevereins steht seit 20 Jahren Karl-Otto Krüger (72) aus Heide, der selbst bereits seit 55 Jahren Diabetiker ist. Bei einem monatlichen Treffen bemühen sich die dad-Mitglieder um gegenseitigen Austausch, laden Referenten zu Vorträgen ein und helfen "Neulingen".

Tatsächlich kann die Zahl der Zuckerkranken im Kreisgebiet so zunehmen, dass die Praxen und Kliniken in Dithmarschen schon mit der großen Zahl nahezu überfordert werden. Das entspricht dann dem Bundestrend und darüber hinaus. Immerhin haben die Vereinten Nationen Diabetes mellitus als erste nicht-ansteckende Krankheit auf die Liste der weltweiten Gefahren für die Gesundheit der Menschen gesetzt. Alarmierend auch der Anstieg bei Kindern und Jugendlichen. Dort haben sich die Neuerkrankungen in den vergangenen fünf Jahren verfünffacht. Betroffen sind vor allem Kinder, die deutlich zu dick sind. Ein Trend, der auch vor Dithmarschen nicht haltmacht.

 

Gemeinsam gegen die Zunahme von Diabetes in Dithmarschen (v. l.): Sandra Kay, Prof. Dr. Fritz S. Keck, Karl Otto Krüger, Christiane Varga, Sönke Sievers, Getrud Schuhardt, Holger Besmehn.