02.07.2012

Botschafter der Lebensfreude

Heide - Klinikclowns - sie setzen die Gesetze des Krankenhausalltags für eine Weile außer Kraft und gelten als Inbegriff der Freude und des Optimismus. Üblicherweise sieht man Clowns in der Manege, wenn sie durch ihr Auftreten oder lustige Kunststücke andere Menschen unterhalten. Doch im Klinikalltag können sie einen Beitrag dazu leisten, dass Patienten Ängste abbauen oder ihre Schmerzen für kurze Zeit vergessen. 

Auch im Westküstenklinikum sind die Spaßmacher anzutreffen - überwiegend natürlich in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Dort ist Krankenschwester Tanja Benecke in ihrem Element: Nach einer kurzen "Verwandlung" steht sie als Klinikclownin Wu bereit, besucht die Kinder auf der Station, und tut Dinge, die im Krankenzimmer niemand erwartet. Da werden Betten inklusive Kinder ausgemessen: Passen tatsächlich alle Clowns mit ins Bett? Und wie kann man am besten mit Hilfe eines Infusionsgerätes telefonieren? Da gibt es lautes Gelächter, aber auch zarte Momente mit kleinen Liedchen und "Zauberpuste", auch Seifenblasen genannt.

Tanja Benecke macht die Arbeit sichtlich Spaß. "Was ich an Regungen bei meinen Schützlingen im Clownskontakt gesehen habe, hat mich zutiefst berührt. So entfuhr einem schwer verletzten Jungen, der sonst kaum Reaktionen zeigte und lediglich an guten Tagen mit den Augen sein Gegenüber kurz fixieren konnte, zum ersten Mal ein richtiges tonales Lachen." Über solche Momente freuen sich die Klinikclowns besonders. Denn sie zeigen deutlich, wie wichtig ihre Arbeit für das Wohlbefinden der Patienten ist.

Oftmals sind die "Botschafter der Lebensfreude" in ihrer privaten Zeit  unterwegs. Sie spielen dann gegen eine Aufwandsentschädigung und werden teilweise von Spenden aus Fördervereinen unterstützt. Doch immer steht die Freude an der Arbeit im Vordergrund. Denn sie wissen: Lachen ist gesund! 20 Sekunden herzhaftes Lachen sind in ihrer Wirkung nachweislich mit drei Minuten schnellem Rudern vergleichbar. Das Lachen aktiviert die Selbstheilungskräfte von Körper und Seele und die Ausschüttung von Glückshormonen und Endorphinen. Diese wiederum beeinflussen den Stoffwechsel des Körpers und können sogar Schmerzen lindern. 

"In acht Monaten Ausbildung eignen sich die Klinikclowns nicht nur ihr Repertoire für ihre besondere Arbeit an, sondern arbeiten auch an der Festigkeit ihrer Persönlichkeitsentwicklung", erklärt Sirka Marianne Ksionek, selbst Clownin und Seminarleiterin der Clownschule Uli Tamm in Hamburg. "Schließlich möchten die Clowns durch ihre Tätigkeit eine fröhliche Stimmung verbreiten, den Klinikalltag der Kinder aber auch der älteren Patienten auflockern". Dies können sie nur authentisch, wenn sie in der Lage sind, die manchmal harten Schicksale der Patienten nicht komplett an sich heran zu lassen.  

Dabei wird den zukünftigen Clowns in den Seminaren nach der S.I.R.K.A.-Methode geholfen, die notwendige Sensibilität, Intuition, Ruhe, Kommunikation und Authentizität für diese Aufgabe zu entwickeln. Die praktische Abschlussprüfung legen die Seminarteilnehmer dann meistens in einem Krankenhaus ab. 2012 stellten fünf Clownsanwärter ihre Fähigkeiten im Westküstenklinikum Heide unter Beweis. Das Ergebnis: Fünf neue Klinikclowns, die das WKK Heide nun regelmäßig besuchen wollen.

Nele freut sich über den Besuch der beiden Klinikclowns Wu (li.) und Flora.