03.04.2014

Allererstes Ziel: Wieder nach Hause

Heide - Sie sind meistens sehr betagt und leiden unter mehr als einer Krankheit. Oft kommen sie nach einem Schlaganfall oder einer Operation in die Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie. Die Erkrankungen sind vielfältig, doch ein Wunsch eint die meisten Patienten: Möglichst selbstständig in die häusliche Umgebung zurückzukehren. "Mit einem Team aus Ärzten, Psychologen, Therapeuten, Pflegekräften, Arzthelferinnen und Sozialarbeitern bemühen wir uns, die Patienten so zu mobilisieren, dass sie wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren können. Ist das nicht möglich, sprechen wir bereits während des stationären Aufenthalts über Alternativen und organisieren sie", erläutert Dr. Dr. Kuipers, Chefarzt der Klinik, die vor 15 Jahren am Westküstenklinikum als bundesweites Modellprojekt gegründet wurde.

Besonders im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Arbeit auf den Stationen mit ihren insgesamt 72 stationären Betten und 28 Tagesklinikplätzen verändert. Ursprünglich sollten die Patienten etwa zu gleichen Teilen den Bereichen Frührehabilitation und Geriatrie zugeordnet werden. Mittlerweile sind etwa 70 Prozent der Patienten geriatrisch. Das heisst, sie sind berentet, haben mehrere behandlungsbedürftige Erkrankungen und einen Rehabilitationsbedarf.

Dazu beigetragen hat vor allem der demografische Wandel: Mit dem Alter nehmen die chronischen Erkrankungen wie Schlaganfälle, Schwindel, Osteoporose, Muskelschwäche, Ernährungsstörungen, Gedächtnisstörungen, Demenzen, Stürze und so weiter zu. Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit zur Kompensation und rascher Erholung ab.
Und genau für diese Menschen ist die Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie gut aufgestellt, denn es steht ein großes interdisziplinär arbeitendes Team zur Verfügung. Hierzu gehören Fachärzte verschiedener Richtungen (darunter Neurologen, Internisten, Allgemeinmediziner und Rehabilitationsmediziner), spezielle ausgebildete Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden (für Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen), Masseure, Neuropsychologen und Sozialarbeiter.

Die meisten Patienten, die stationär aufgenommen werden, kommen aus anderen Fachabteilungen des Hauses, insbesondere aus den Kliniken für Neurologie, Neurochirurgie, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie und aus der Medizinischen Klinik. Sie leiden dabei zum Beispiel an den Folgen eines Schlaganfalls, eines Bandscheibenvorfalls, einer schwierigen Operation oder auch an einer Herzerkrankung. Hinzu kommen dann begleitend nicht selten Atemnot, Gelenkerkrankungen oder neurologische Störungen. "Jeder Patient ist anders, kommt mit anderen Krankheiten oder Kombinationen von Erkrankungen zu uns. Wir brauchen eine sehr breite Expertise und müssen häufig ergänzende diagnostische Maßnahmen ergreifen, also zum Beispiel eine Computertomografie anordnen", erklärt Oberarzt Uwe Dambacher.

Als Besonderheit bieten die Neuropsychologen in Zusammenarbeit mit den Verkehrsmedizinern der Klinik einen Seniorencheck zur Testung der Fahrtüchtigkeit an.

Nach Beendigung der stationären Behandlungsnotwendigkeit können die Patienten für 10 bis 15 Behandlungstage in der Tagesklinik weiterbetreut werden. Dabei schlafen Sie bereits zu Hause, werden jedoch zur medizinischen Betreuung und für bis zu fünf therapeutische Anwendungen täglich ins WKK gefahren. Das Einzugsgebiet der Tagesklinik reicht etwa von Friedrichsstadt im Norden bis Marne im Süden, in Einzelfällen auch weiter.
Die 28 tagesklinischen Plätze werden aus dem Haus, aber zu 40 Prozent auch nach Überweisung eines niedergelassenen Haus- oder Facharztes belegt. "Wir arbeiten dabei hervorragend mit den Ärzten in der Region zusammen. In der Regel kommen die Patienten zunächst in unsere tagesklinische Sprechstunde zur Klärung der Notwendigkeit weiterer Untersuchungen und welches Rehapotenzial vorhanden ist. Die Therapieformen werden dabei ebenfalls festgelegt", berichtet Chefarzt Dr. Dr. Kuipers.

Das breite Spektrum an Krankheiten, die in der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie behandelt werden, erfordert auch eine ungewöhnliche Breite bei den medizinischen Fachrichtungen. Das schlägt sich wiederum bei den Weiterbildungsmöglichkeiten für Assistenzärzte nieder. Sie können in der Klinik sowohl internistische, als auch neurologische Erfahrungen sammeln und sich zudem in den Bereichen Geriatrie und physikalische Medizin weiterbilden. Darüber hinaus ist die Klinik in das Dithmarscher Modell zur Weiterbildung von Allgemeinmedizinern mit dem Ziel Hausarztpraxis integriert. Allerdings hat auch in der Besetzung ärztlicher Stellen ein Wandel eingesetzt: Alle Oberärzte und die meisten Stationsärzte haben bereits eine erste Facharztweiterbildung absolviert und befinden sich auf dem Weg zur Zusatzbezeichnung Geriatrie (Altersmedizin).

Dr. Dr. Kuipers, Chefarzt der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie.

Dr. Dr. Kuipers, Chefarzt der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie.

Dr. Dr. Kuipers, Chefarzt der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie.