06.12.2012

MRE-Netzwerk: Konsequent gegen die Keime

HEIDE (pid). Jeden Tag sterben im Schnitt elf Menschen im Deutschen Straßenverkehr. Dreimal so hoch ist die Zahl der Frauen, Männer, Kinder und Jugendlichen, bei denen eine Infektionskrankheit mit Keimen, gegen die Antibiotika nicht mehr helfen, tödlich endet. Die Zahl der Erkrankungen liegt nach Schätzung von Experten um das Zehnfache höher. "Vor diesem Hintergrund", so Elena Galitzki vom Dithmarscher Gesundheitsamt, "sind gezielte Präventionsmaßnahmen insbesondere an den Schnittstellen von stationärer und ambulanter Versorgung unabdingbar." Als wesentlichen Beitrag zur Patientensicherheit und der öffentlichen Gesundheit stuft die Medizinerin das MRE-Netzwerk ein, zu dem sich Kliniken und Einrichtungen des Gesundheitswesens im Kreis Dithmarschen zusammengeschlossen haben.

Multiresistente Erreger erschweren durch ihre Antibiotika-Resistenzen die Therapie von Patienten. Manchmal sind sie tödlich. Daher stellen sie ein schwerwiegendes Problem in Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie der Alten- und Langzeitpflege dar. Professor Dr. Fritz Sixtus Keck, Chefarzt der Medizinischen Klinik am Westküstenklinikum: "Sobald das Immunsystem durch zum Beispiel eine Krankheit geschwächt ist, schlägt die Stunde von MRSA, dem Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus und wohl bekanntesten Vertreter multiresistenter Keime." Diese können im gesunden Körper über Jahre hinweg in Schach gehalten werden und im Krankheitsfalle oder bei körperlicher Schwäche ausbrechen.

Medizinstatistisch gesehen tragen zwischen 1.000 und 6.000 Dithmarscherinnen und Dithmarscher diesen multiresistenten Erreger mit sich. Der Chefarzt, gleichzeitig Mitglied des MRE-Netzwerks: "Gefährlich wird es, wenn diese Bakterien es schaffen, in den Patienten einzudringen, wenn der Hautkeim zu einem Wundkeim wird. Fest steht, es müssen geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden. Die beginnen mit der regelmäßigen Händehygiene aller Beteiligten."

"Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt", so die Medizinerin Elena Galitzki, dass die Versorgung von Patienten mit Nachweis von MRE nicht nur die Kliniken betrifft, sondern alle Einrichtungen des Gesundheitswesens." Aus diesen Gründen plädiert sie für eine gemeinsame Strategie zur Prävention der Weiterverbreitung multiresistenter Erreger. Seit einiger Zeit gibt es in Schleswig-Holstein Bemühungen, sich dieses Themas  anzunehmen, und es wurden so genannte MRE-Netzwerke gebildet. Das MRE-Netzwerk Schleswig-Holstein besteht aus dezentralen regionalen Netzwerken, die sich aus Vertretern des Gesundheitswesens zusammensetzen.

Da sich diese Form der Zusammenarbeit bewährt hat, entschied sich auch der Kreis Dithmarschen für den Aufbau eines solchen Netzwerks. Die Gründungsversammlung fand am 16. November 2012 statt. Als Vorsitzende konnte die Hygienefachkraft der beiden Kliniken Heide und Brunsbüttel, Milica Djuric-Wucherpfennig, gewonnen werden. Seitens des Gesundheitsamtes werden insbesondere der Dr. Rüdiger Krause, Arzt im amtsärztlichen Dienst, der Gesundheitsaufseher, Kai Steinhäuser sowie der Gesundheits-Ingenieur Harry Schraven Frau Djuric-Wucherpfennig bei der Koordination und der Verwaltung des Netzwerks tatkräftig unterstützen.

Elena Galitzki: "Unser Ziel ist es, eine engere Zusammenarbeit der wesentlichen regionalen Akteure im Gesundheitswesen bei der Bekämpfung multiresistenter Erreger zu erreichen." Das Folgetreffen ist terminiert. Am 11. Januar 2013 werden Arbeitsgruppen zu bestimmten Schwerpunktthemen gebildet. Gleichzeitig wird in der zweiten Januarwoche, vom 7. bis zum 11. Januar 2013 in den beiden Dithmarscher Kliniken eine sogenannte Prävalenzstudie durchgeführt. Dabei wird von jedem Patienten ein Eingangsscreening vorgenommen.

Aktuelle Informationen und Empfehlungen, die als Basis für das geplante Netzwerk dienen, sind im Internet unter der Adresse www.sh-mre.de zu finden. Selbstverständlich steht aber auch das Gesundheitsamt unter der Telefonnummer 0481/7854900 für Fragen und Anregungen zur Verfügung.

Gründungsversammlung  (v. li.): Kai Steinhäuser, Dr. Rüdiger Krause, Milica Djuric-Wucherpfennig, Klaus-Peter Tiessen (Leiter Fachdienst Zentrale Sozialdienste und Gesundheit Kreis Dithmarschen), Harry Schraven.