25.03.2020

Hygienemaßnahmen - Perinatalzentrum der Westküstenkliniken nimmt wieder Frühgeborene auf

Das Perinatalzentrum der Westküstenkliniken in Heide nimmt ohne Einschränkungen wieder kleine und kleinste Frühgeborene auf. Der verhängte Aufnahmestopp auf der Frühgeborenen-Intensivstation ist aufgehoben.

Der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Thorsten Wygold, und der Ärztliche Leiter der Frühgeborenen-Intensivstation, Dr. Reinhard Jensen, sind erleichtert. Seit Ende Januar wurden bei den Kindern auf der Frühgeborenen-Intensivstation der Klinik keine weitere Besiedelung oder gar Infektion durch Serratien festgestellt.

„Unsere eingeleiteten Hygienemaßnahmen haben gewirkt. Sowohl die strengen Schutzmaßnahmen bei der Pflege der Kinder als auch die umfangreiche hygienische Sanierung der Station waren erfolgreich“, bilanzieren die beiden leitenden Ärzte.

Die Westküstenkliniken waren bei der hygienischen Sanierung konsequent vorgegangen. Verbrauchsmaterial wurde ausgetauscht, Umbauten an den Sanitäranlagen vorgenommen und alle Räume einer zweimaligen Schlussdesinfektion unterzogen. Als zusätzliches Plus an Sicherheit wurden die Räume noch mit Wasserstoffperoxid behandelt.

„Die zweimalige Schlussdesinfektion entspricht den gängigen Standards und ist laut den Empfehlungen von Experten schon alleine ausreichend für eine hygienische Sanierung“, erklärt die Leiterin der Krankenhaushygiene, Dr. Christiane Sause. „Darüber hinaus gehend haben wir uns entschieden, die Zimmer zusätzlich mit Wasserstoffperoxid zu vernebeln, um dadurch zusätzliche Sicherheit zu schaffen.“

Notwendig geworden waren die Maßnahmen, weil Ende Januar im Rahmen des wöchentlichen Hygienescreenings bei mehreren Frühgeborenen eine Besiedlung durch den Keim Serratia marcescens festgestellt worden war.

Bei dem Keim handelt sich um einen opportunistischen Magen-Darm-Keim, der auch bei gesunden Menschen vorkommt, ohne diese krankzumachen und nur bei abwehrgeschwächten Personen, zu denen auch Frühgeborene gehören, Infektionen verursachen kann.

Letztendlich waren zehn Kinder betroffen. Die meisten von ihnen waren aber nur besiedelt. Zwei hatten eine lokale Bindehautentzündung, die mit antibiotischen Augentropfen erfolgreich behandelt werden konnte. Bei einem weiteren Kind, das bereits schwer krank zur Welt gekommen war und drei Tage nach seiner Geburt starb, wurde der Keim nach dem Tod in einer Blutkultur nachgewiesen.

  

Zur Ursachenanalyse hatten die Westküstenkliniken auch externe Spezialisten wie den Hygieneexperten Prof. Dr. Manfred Exner aus Bonn beratend hinzugezogen sowie zahlreiche Umgebungsuntersuchungen durchgeführt. Am Ende wurden mehr als 500 Proben ausgewertet. Alle, bis auf zwei waren negativ. Lediglich im Waschbecken eines Patientenbadezimmers und in einem Ausgussbecken eines Arbeitsraumes wurde jeweils im Abfluss der Keim nachgewiesen. Beide Räume sind von den Patientenzimmern durch einen Flur getrennt. In den Patientenzimmern selbst gibt es keine Nassbereiche. Beide Bereiche wurden entsprechend saniert.

Nach Einschätzung von Prof. Dr. Exner erscheint es nachvollziehbar, dass die Serratien zunächst von außen eingetragen wurden und dann in die Abflüsse der Becken gelangt sind. Von dort wurden sie vermutlich durch kleinste Wassertröpfchen auf Gegenstände, unter anderem eine Badewanne, oder auf Kleidung und dann auf die Kinder übertragen.

„Für diese Hypothese spricht, dass die Serratien in den Abflüssen und bei den Kindern zum selben Stamm gehören und alle anderen Proben negativ waren. Daher haben wir bei der hygienischen Sanierung auch diverse bauliche Maßnahmen umgesetzt, um die Bildung von Wassertröpfchen an Wasserentnahmestellen und die Verteilung auf umliegende Gegenstände und Flächen zu verhindern“, erklärt Dr. Christiane Sause.

Dr. Reinhard Jensen zeigt sich von der Aufhebung des Aufnahmestopps erleichtert. Er macht aber auch klar, dass mit der jetzt wieder möglichen uneingeschränkten Aufnahme von Frühgeborenen nicht alles beim Alten bleibt. „Dank der Erkenntnisse aus der intensiven internen und externen Analyse konnten wir unsere Prozesse und Strukturen gezielt anpassen und damit das Maß an Sicherheit für unsere kleinen Patientinnen und Patienten noch weiter erhöhen,“ so der Leiter der Abteilung für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin.