10.08.2006

Stützkorsett für die Schlagader

Westküstenklinikum "repariert" Blutbahnen mit neuester Technologie

Heide - Die Krankheit ist tückisch und wird nicht immer sofort erkannt - und sie kann tödlich sein. Aneurysmen zählen zu den gefährlichsten Herz-Kreislauferkrankungen, deren Risiko mit dem Lebensalter zunimmt. Die Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie im Westküstenklinikum bietet mittlerweile eine Palette von bewährten und neuartigen Operationsmethoden an, um die "Aussackungen" der Hauptschlagader zu beseitigen. Dabei gehören Kathetertechniken zu den modernen Methoden, die seit kurzem auch für Notfälle bereit stehen.

Das Ärzteteam um Chefarzt Prof. Dr. Friedrich Kallinowski setzt inzwischen Gefäßstützen ein, um eine "Leckbildung" der betroffenen Ader zu verhindern. "Die Blutbahn bekommt sozusagen ein Korsett. Dabei verwenden wir Stützen aus einem Stück, die von einer amerikanischen Firma angeboten werden und hier im Westküstenklinikum in ausreichender Stückzahl gelagert werden können. Das ist bundesweit bislang nur in wenigen Kliniken möglich", erläutert Prof. Kallinowski.

Der Chefarzt verfügt seit Jahren über große Erfahrungen im Zusammenhang mit der modernen Technik, die ständig weiter entwickelt wird. Bereits 1998 gab er das Handbuch der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie heraus, in dem die Verwendung der inneren Gefäßstützen beschrieben wird. Darüber hinaus leitet der Chirurg seit mehreren Jahren entsprechende Trainingskurse für ärztliche Kollegen.

Aneurysmen sind spindel- oder sackförmige Erweiterungen des Querschnitts arterieller Gefäße. Ihre Gefährlichkeit liegt in dem Risiko zu reißen (innere Blutungen). Es steigt mit zunehmendem Durchmesser der Ausweitung an, da der Druck auf die Gefäßwand ebenfalls zunimmt. Die Gefahr eines Aneurysmas nimmt mit dem Alter zu. So werden bei jedem 20. Menschen ab 80 Jahre behandlungspflichtige Erweiterungen der Hauptschlagader diagnostiziert. Bluthochdruck erhöht das Risiko ebenfalls.

Das größte Problem bei der Diagnose ist der Mangel an Krankheitssymptomen. Nur gelegentlich Rückenschmerzen sowie bereits erkannte Herz- oder Gefäßkrankheiten weisen daraufhin, dass eine orientierende Untersuchung notwendig sein könnte.

Per Ultraschall oder durch eine Computertomografie sowie durch eine Magnet-Resonanz-Tomografie wird der Verdacht weiter eingegrenzt. Anhand der Bilder legt das Chirurgenteam um Prof. Kallinowski schließlich fest, welche Behandlungsmethode angewandt werden kann.

Dabei ist besonders die Diagnostik mit modernsten Ultraschall-Geräten einschließlich Frequenzspektren und farbig hinterlegter Analyse der Durchblutungsverhältnisse für den Patienten sehr schonend ab dem Risikoalter von 60 Jahren möglich. Bei früher Erkennung kann häufig noch eine innere Gefäßstütze eingesetzt und der große Bauchschnitt vermieden werden. Ein zufriedener Patient berichtet: " Das Vermeiden des großen Bauchschnittes ermöglicht ein weitgehend normales Essen und Trinken bereits am Tag nach der Operation. Nach einer Woche war ich wieder voll belastbar."

Als dankbarer Patient überreichte der Meldorfer Künstler Hans-Volker Gross ein Gemälde für das Westküstenklinikum an Chefarzt Prof. Dr. Friedrich Kallinowski.