23.03.2018

Herzchirurgie: Westküstenkliniken sind jetzt offizielle Betriebsstätte des UKSH

Seit fast 20 Jahren arbeiten die Westküstenkliniken und die Universitätskliniken Schleswig-Holstein (UKSH) in der Herzchirurgie zusammen. Jetzt sind die Westküstenkliniken auch offiziell Betriebsstätte der Uni-Klinik. Patienten wie Bernd Ollschewski profitieren von der engen Zusammenarbeit.

Am 8. Juli vergangenen Jahres hing das Leben von Bernd Ollschweski an einem seidenen Faden. Der Servicetechniker der SH Netz aus Meldorf spürte plötzlich einen starken Druck auf den Brustkorb. "Es fühlte sich an, als ob jemand einen Spanngurt um mich gelegt und zugezogen hätte", beschreibt der 52-Jährige das Gefühl, das mit Schweißausbrüchen und Atemnot einherging. Doch einen Rettungswagen ruft er nicht. Auch glaubt er nicht an einen Herzinfarkt. Bernd Ollschewski: "Es fühlte sich anders an, als das was man sonst darüber lernt. Ich hatte keine stechenden Schmerzen und mein linker Arm tat auch nicht weh" Erst seine Frau, die bei einem Spaziergang war, wählt die 112 als sie ihren kreidebleichen Mann zuhause vorfindet.

Der Notarzt bringt Bernd Ollschweksi in die Westküstenkliniken nach Heide. Im dortigen Herzkatheterlabor öffnen die Ärzte über einen kleinen Ballon, den sie über einen winzigen Zugang an der Armarterie zum Herzen schieben seine verschlossenen Herzkranzgefäße und setzen drei Gefäßstützen - so genannte Stents.

"Das lief alles hervorragend. Ich fühlte mich sofort besser und hätte gleich wieder nach Hause gehen können", erzählt Bernd Ollschewski heute. Erst im Nachhinein hat der zupackende 52-Jährige realisiert, wie sehr sein Leben an diesem milden Sonnabend im Juli in Gefahr war. Denn Bernd Ollschewski hatte einen schweren Herzinfarkt erlitten.

Mit den Stents waren die Herzprobleme des Meldorfers aber noch nicht gelöst. Bei einer Nachuntersuchung im Oktober stellten die Kardiologen der Westküstenkliniken fest, dass sich jetzt auch bedrohliche Ablagerungen in der Hauptstammarterie von Ollschweskis Herz gebildet hatten.

"Das ist eine sehr bedrohliche Situation, die wir dann sofort im sogenannten Herzteam mit den Kollegen der Herzchirurgie aus Kiel besprochen haben, übereinstimmend kamen wir zu der Entscheidung, das eine Bypass-Operation für den Patienten die beste Lösung darstellt", erklärt der Chefarzt für Kardiologie der Westküstenkliniken, Prof. Dr. Patrick Diemert.

An der gesamten schleswig-holsteinischen Westküste sind die Westküstenkliniken das einzige Krankenhaus, in dem herzchirurgische Eingriffe durchgeführt werden. Seit 1999 arbeiten die WKK dazu mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) zusammen. Bernd Ollscheswki ist der 700. Patient, der im Rahmen dieser Kooperation in Heide behandelt worden war.

"Durch die Zusammenarbeit mit der Klinik von Prof. Dr. Jochen Cremer in Kiel profitieren wir hier in Heide von der großen Erfahrung der Herzchirurgie in Kiel und ermöglichen Patientinnen und Patienten an der schleswig-holsteinischen Westküste eine wohnortnahe Behandlung", unterstreicht Prof. Diemert die Vorteile. Die Universität wiederum schafft durch die Kooperation zusätzliche Behandlungskapazitäten. Experten des UKSH kommen jeden Mittwoch nach Heide und nehmen hier gemeinsam mit Medizinern des WKK gemeinsam herzchirurgische Eingriffe wie Bypass-Operationen oder den Ersatz von Herzklappen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine vor.

"Mit den Westküstenkliniken haben wir vor gut 20 Jahren einen Partner gefunden, der für die Behandlung unserer gemeinsamen Patienten personell und technisch hervorragend aufgestellt ist. Daher gab es für uns nie Zweifel an der Zusammenarbeit. Im Gegenteil", sagt der Ärztliche Leiter der Herz- und Gefäßchirurgie am UKSH, Prof. Dr. Jochen Cremer.

Jetzt wurde diese eher informelle Zusammenarbeit institutionalisiert und die Westküstenküstenkliniken zur Betriebsstätte des UKSH erklärt. Eine Entscheidung, die WKK-Geschäftsführerin Dr. Anke Lasserre sehr freut. "Durch die Anerkennung als Betriebsstätte wird die gute Arbeit unserer Kardiologie gewürdigt. Wir sind damit die einzige Außenstelle für Herzchirurgie in ganz Norddeutschland. Das ist schon etwas Besonderes", unterstreicht Dr. Anke Lasserre.

Medizinisch ändert sich durch Anerkennung für die Patienten nichts. Sie profitieren auch weiterhin von der Qualität der Behandlung in den Westküstenkliniken. Und die ist hoch, wie Prof. Diemert betont: "Die Ergebnisse der herzchirurgischen Eingriffe hier an den WKK sind, was beispielsweise die Komplikationsrate anbelangt, überdurchschnittlich. Wir können uns dahingehend mit allen großen Kliniken in Deutschland messen lassen."

Bernd Ollschewski ist mit seiner Behandlung sehr zufrieden. Am 29. November wurde er in Heide operiert. Nur eine Woche später konnte er die Klinik schon wieder verlassen. Bis Ende März ist Bernd Ollschewski noch krank geschrieben. Dann will er wieder arbeiten. "Das wird auch Zeit. Mir geht es gut und nur so Herumzusitzen mag ich nicht", so Bernd Ollschewski.

Der Chefarzt der Kardiologie der Westküstenkliniken, Prof. Dr. Patrick Diemert, Herzpatient Bernd Ollschewski, WKK-Geschäftsführerin Dr. Anke Lasserre und der Ärztliche Leiter der Herz- und Gefäßchirurgie der UKSH, Prof. Dr. Jochen Cremer im Herzkatheterlabor der Westküstenkliniken in Heide.